Türkei - Zentralanatolien

Nach unserem Erholsamen Wochenende in Egirdir zog uns unsere Reiselust zurück auf den Asphalt. So fuhren wir den zahlreichen, dunkelblau schimmernden Seen entlang und im Nacken folgte uns die dunkelgrau, donnernde Gewitterwolke. Kurz vor Konya gönnten wir uns eine kleine Kaffeepause auf einem Rastplatz, bald sassen wir mit 3 jungen Frauen und einem Mann gemeinsam an einem Tisch. Zu ihrem Zvieri mit Kuchen und Badem (Mandeln als Frucht) stellten wir noch eine Tafel Schokolade dazu. Sie zeigten uns geduldig wie wir die gesalzenen Sonnenblumenkerne mit den Zähnen knacken müssen und versuchten über Google-Translate zu erfahren was wir genau vorhaben. Ihr Interesse an unserer Reise war gross uns so fuhren wir erst nach einer guten Stunde weiter.

 

Am nächsten Morgen, in Konya, setzten wir uns das Ziel unser Vorzelt zu reparieren und unsere Referenznummern für das Iran-Visum zu beantragen. Wir fuhren zu einem Areal welches wir als Glütschbach von Konya beschreiben würden. Nebst zahlreichen Shops mit Werkzeug und diversen Holz Firmen fanden wir auch eine welche mit Metall hantiert. Ädu platzte mit demm Bild einer Bobniete auf seinem Smartphone in eine der Werkstätten und erklärte diesen Herren mit Händen und Füssen was wir genau benötigen. Sie stöberten in allen Ecken der Werkstatt und nach ca 15 Minuten kam Ädu zufrieden zum Bus zurück und startete den Motor. Sie haben in einer verstaubten Schachtel noch 3 passende Nieten gefunden und die 3. Zange funktionierte auch. Kurzerhand wurden die beiden defekten Nieten ausgebohrt und die neuen eingepresst. Nach getaner Arbeit gab es ein Tasse Kaffee im Büro der beiden. Geld wollten sie keines annehmen stattdessen bezahlten wir mit einer Tafel Schokolade. Viel schneller als erwartet war unser erstes Tagesziel erreicht.
Am frühen Abend nahmen wir unser nächstes Ziel in angriff, Referenznummer. Nach längerem Suchen fanden wir einen interessierten Restaurantbesitzer welcher uns den Zugang zu seinem WLan gab. Da uns noch diverse Dokumente fehlten, wie auch ein Passfoto, verschoben wir den Antrag auf den nächsten Tag. Trotzdem genossen wir das Essen und nutzten die Internetverbindung für Telefongespräche mit Zuhause.

 

Am nächsten Morgen frisch geduscht und (Ädu) rasiert kehrten wir zu unserem Restaurant zurück. Zuvor besuchten wir den Fotografen direkt neben an und liessen uns ablichten. Wir setzten uns an einen Tisch, bestellten einen Tee und begannen mit der Prozedur. Die Kellner gaben sich grosse Mühe uns bei Laune zu halten und versorgten uns regelmässig mit Tee und Kaffee. Nach 6 Tees, 2 Kaffees und etwa 3 Stunden später waren beide Anträge ausgefüllt und wir nervlich am Ende. Ans Bezahlen war nicht zu denken, sie winkten uns ab und wünschten uns stattdessen eine gute Weiterfahrt.

 

Aufgemuntert durch so viel Gastfreundschaft fuhren wir weiter über die öde Landschaft bis nach Sultanhani. Bei Tahir im Garten, direkt neben unserer ersten Karavanserei, bezogen wir unser Nachtlager. Mit Tahir lernten wir einen sehr aufgeschlossenen jungen Typen kennen welcher sich die Zeit nahm währen einem Glas Tee mit uns über Land und Leute zu sprechen. Wie ihr sehen könnt trinken die Türken wirklich den ganzen Tag Tee, Ale hält wacker durch!

 

Raus aus der öden Landschaft ging es nach Kappadokien. Begeistert über die fast ausserirdische Landschaft legten wir unseren ersten Stopp in Ihlara ein. Am nächsten Morgen schlossen wir uns der Touristenmasse an und stiegen die 400 Treppenstufen ins Tal ab. Im Rückzugsgebiet der Mönche sind noch heute die Kapellen mit ihren gut erhaltenen Fresken zu besichtigen. Diese wurden direkt in die Felswände des Tals gemeisselt und über kleine Trampelpfade, dem Fluss entlang zu erreichen. Je weiter der Weg ins Tal hinab führte, desto ruhiger und verwilderter wurde es.

 

In Derinkuyu wartete unsere nächste Sehenswürdigkeit. Die Stadt unter der Erde wurde erst 1960 entdeckt und bietet den Besuchern eine Höhlenlandschaft über 8 Stockwerke, 2500 m² und 55m tiefe. Die Räume, in denen sich die frühen Christen vor der Verfolgung schützen konnten, sind nichts für Klaustrophobiker. Während Ale sich rasch durch die engen Verbindungstunnel bewegte, kroch Ädu schnauben, auf allen vieren hinterher.

 

Nach so viel Natur und Kultur, checkten wir unsere Mails auf eine Nachricht vom iranischen Aussenministerium. Voller Freude öffnete Ale das erhaltene Mail, doch die Nachricht dämpfte die Stimmung. Ädu’s Antrag wurde mit der Begründung, diesen über einen Reiseveranstalter zu beantragen, abgelehnt. In Göreme nahmen wir Kontakt mit einem Reiseveranstalter auf, welcher den Antrag für Ädu erneut stellte. In Zwischenzeit fanden wir heraus das Ale’s Antrag direkt angenommen wurde. Warum weiss keiner!
Erstrecht gönnten wir uns nun einen erholsamen Tag und genossen die Aussicht auf die gezackten Hänge und die Tuffsteinzipfel im Tal. Da sich über uns ein Gewitter zusammenbraute, zogen wir uns in den warmen Bus zurück. Während wir im Bett lagen und den Hörbüchern folgten, tobte draussen ein Unwetter. Plötzlich drehte sich der Wind und unsere Heringe vom Vorzelt gaben den Kampf auf. Geprägt von der letzten, ähnlichen Situation zögerten wir nicht lange. So sprangen wir spärlich bekleidet aus dem Bus und hängten uns an die flatternde Plane. Die kalten Regentropfen auf der nackten Haut waren leicht auszuhalten im Gegensatz zu den darauffolgenden Hagelkörnern. So blieben wir standhaft bis sich uns die erste Gelegeheit bot das Zelt zusammen zu klappen, schadenfrei.

 

Wir hätten in der Umgebung von Göreme noch gerne weitere Ausflüge gemacht, doch die herantreibenden Gewitterwolken trieben uns weiter Richtung Osten.

 

Als nächstes Ziel haben wir uns die Stadt Erzurum ausgesucht. Hier wollten wir unser Iran Visum beantragen und die Zeit nutzen um den ersten Service (nach 9000km) an unserem Bus zu machen. Auf dem Weg dorthin erwarteten uns noch zwei über 2000 m.ü.M hohe Pässe. Voller Stolz genossen wir die Gipfel und freuten uns auf die Abfahrt ins Tal. Doch zu unserem Erstaunen fiel diese eher kurz aus. Erzurum erwartet uns schon auf 1950 m.ü.M, am Ende einer Hochebene. Bei genauerem betrachten der Stadtkarte wurde uns klar warum es hier auch keine Campingplätze gibt, wir befanden uns inmitten eines Wintersportortes. Mit unserer Ankunft holte uns auch das schlechte Wetter ein. Wir stellten uns darauf ein, hier, bei klirrender Kälte, Hagel und Regen nun Gezwungenermassen die nächsten paar Tage zu verbringen.

 

Auf dem Heimweg von der Talstation zu unserem Schlafplatz klopfte es, während wir an der Ampel warteten, plötzlich am Fenster der Fahrerseite. Wir öffneten das Fenster und ein Herr begrüsste uns kurz aber freundlich. Schnell fügte er die Frage hinzu «habt ihr noch Hunger?» Wir antworteten leicht überfordert mit «Ja». Er, «kommt ihr mit zu uns nach Hause?». Wir antworteten total überrascht: «Ja, warum nicht!». 10 Minuten später sassen wir mit Tim und seiner Familie in einem warmen Wohnzimmer. Tim ermöglichte uns seit langem, einen gemütlichen Abend in einer geräumigen, warmen Wohnung. Wir genossen das feine, türkische Abendessen und die interessanten Gespräche mit ihnen. Erst spät Abends kehrten wir reich beschenkt zu unserem Hotel/Parkplatz zurück. Im Bus bemerkten wir erst wie wertvoll dieser Abend gerade war, denn unsere Standheizung lässt uns kläglich im Stich.
Am nächsten Tag fuhren wir in die Stadt um endlich unser Visum zu beantragen. Die Hoffnung, unser Visum am selben Tag noch zu erhalten, war klein. Denn es war Freitag, Nachmittag und die Öffnungszeiten 14.30 – 16.00. Freundlich wurden wir im Konsulat begrüsst. Der nette Beamte bestätigte uns, dass beide Referenznummern bei ihnen eingetroffen seien. Wir tauschten unsere Passfotos und eine Kopie unserer Pässe mit einer Rechnung von ihm aus. Mit der Quittung der Bank kehrten wir 10 Minuten später ins Konsulat zurück. Er nahm unsere Pässe entgegen und weitere 5 Minuten später verliessen wir das Gebäude mit einem lächeln im Gesicht. Wir haben es wirklich geschafft, in so kurzer Zeit!

 

Wie verabredet trafen wir uns am späten Nachmittag erneut mit Tim. Er fuhr mit uns durch die Stadt und zeigte uns trotz Regen alle wichtigen Sehenswürdigkeiten.
Zurück bei seiner Familie, verabschiedeten wir uns mit einem Taschenmesser und einer Schokolade für ihre überaus grosszügige Gastfreundschaft. Nach etlichen Fotos mit und ohne Bus fuhren wir los. Seine Frau schüttete uns ein Glas Wasser hinterher, als Zeichen für eine flüssige Weiterfahrt.

 

Am nächsten Morgen ergriffen wir die Flucht. Wir fuhren über die Hochebene, dem Bach entlang bis zu einem kleinen Stausee. Durch hohe, steile Felswände führte uns die holprige Strasse weiter entlang des immer grösser werdenden Flusses. Die Schlucht wurde immer enger bis wir anschliessend durch zahlreiche, aneinander gereihte Tunnel durch die Berge geschleust wurden. Die Berge zogen sich hin, bis wir am Abend das Schwarze Meer in Hopa erreichten.

 

In Hopa werden wir nun die nächsten Tage bei nicht wirklich viel besserem Wetter verbringen. Wir erwarten eine Lieferung der Bialetti Ersatzteile, ziehen alle Schrauben im Innerraum mal wieder fest und kümmern uns um unsere noch immer defekte Standheizung. Wir sind froh haben wir einen Platz gefunden wo wir Strom beziehen können um unsere Plan B Heizung zu betreiben.

 



Kommentare: 5
  • #5

    Zio e Zia (Sonntag, 27 Mai 2018 08:33)

    Hallo hallo, si alli aufmerksam Caviano! Isch schön gli u liebe grüß vo allne! ��������

  • #4

    Chrischte (Sonntag, 27 Mai 2018 08:31)

    Hurra!!!
    I kann jetzt Eure Berichte dank Bärble u Chrige lesen. Das muss ich nun machen. Melde mich wieder (möglichst noch dieses Jahr).

  • #3

    Jac (Freitag, 18 Mai 2018 19:10)

    Das Unwätterbild mit dä Liechter und dr Stross isch mega cool. I hoff übrigens, dass mer im nögste Bricht läsed, dass dHeizig wieder tuet!

  • #2

    Marco (Freitag, 18 Mai 2018 15:30)

    Interessant die Reisäprichtä u die schönä bilder. Witerhin schöni Reis, bi gspannt uf di nächschtä Infos.
    Gruäss us em chäuer :-)

  • #1

    Jeanine sts (Mittwoch, 16 Mai 2018 13:21)

    Hey isch ja mega spanned, eui Erlebniss ds läse u die schöne Bilder ds luege:)
    Witerhin gueti Fahrt u viu Glück