Thailand - tierischer Einstieg

 

Die Ausreise aus Laos lief reibungslos. Nach 10min standen wir schon vor der, von Ädu seit Jahren gestellten grossen Frage. Wie sieht die Kreuzung aus, auf der vom Rechtsverkehr zum Linksverkehr gewechselt wird? Total unspektakulär, eine Ampel regelt den kurzen Punkt der Überschneidung. Trotzdem, diese Frage wäre nun endlich geklärt!

 

Man könnte erwarten die Einreise nach Thailand bietet uns durch die Hürde, Einfuhrverbot von ausländischen Fahrzeugen, eine weitere gute Story. Wir müssen euch leider enttäuschen. Mit der für Thailand typischen, freundlichen Art wurden wir an der Grenze willkommen geheissen. Das Carne de Passage wurde ohne grosse Diskussionen ausgefüllt, obschon Thailand offiziell nicht in diesem Abkommen steht.

 

Schon öfters haben wir von dem Carne de Passage CDP gesprochen. Dies ist eine Art Pass für ein Fahrzeug. Während wir im Heimatland eine Kaution hinterlegt haben, garantiert dieses Papier die zollfreie Ein- und Ausfuhr. Heute verlangen nur noch wenige Länder dieses Dokument, vereinzelte Länder kennen das Papier nicht einmal an, wie theoretisch Thailand.

 

So fuhren wir erleichtert ins Zentrum des ersten thailändischen Ortes Nakhon Phanom. Gespannt auf die neuen Möglichkeiten in diesem Land, schlenderten wir durch die Strassen und Geschäfte. Auf der Suche nach einer SIM-Karte wurden wir von einem Typen auf dem Roller angehalten. Sein Shirt zeigte den Flyer der in Bangkok stattfindenden VW-Show. Obschon er kaum ein Wort English sprach begleitete er uns in den nächsten Handyshop. Auf unsere Frage nach Ersatzteilen brachte er uns zu einer Garage in der wir tatsächlich Teile erhielten. Doch noch wollte er uns nicht aus der Stadt gehen lassen. So folgten wir ihm ans Ufer des Mekong. Ohne ein Wort mit uns zu sprechen, drückte er uns ein kleines Blumengebinde, Räucherstäbchen und eine Kerze in die Hand. Wir folgten seiner Anleitung, zündeten die Kerze und die Stäbchen in einer Laterne an, knieten uns nieder, falteten unsere Hände und verteilten unsere Opfergaben an den richtigen Stellen. Auch ohne Worte war seine Freude über unseren Besuch in Thailand klar zu erkennen. Bevor wir unsere Weiterreise antreten durften, drückte er uns je ein Anhänger der 7-köpfigen Schlange in die Hand und verabschiedete sich zufrieden. Nachdem wir die ersten Meter schweigend hinter uns liessen, realisierten wir erst richtig was gerade geschah. Mit einer solch herzlichen Begrüssung hatten wir nicht gerechnet.

 

Die ersten Nächte in einem neuen Land, sind immer wieder eine Herausforderung. Wo befinden sich gute, sichere Plätze? Und wie stehen die Anwohner dazu? Bei Dunkelheit einen Platz zu finden ist in jedem Land kein einfaches Unterfangen, schon gar nicht in einem neuen, unbekannten. Trotzdem fanden wir einen Platz welchen wir unter diesen Umständen als gut einstuften. Um 8:00 Uhr in der Früh wurden wir durch das Geräusch unserer Türklinke geweckt. Unser Echo darauf hielt die beiden Herren sofort von weiteren Kontakten mit dem Bus ab, doch erwartungsvoll blieben sie vor der Tür stehen. Schnell zeigte sich, der Landbesitzer und der Dorfpolizist waren sehr besorgt um uns. Es scheint als hätten wir einen Ort erwischt, indem selten ein Tourist erscheint. Ohne ein schlaues Wort wechseln zu können ist es schwierig zu erklären warum und wieso wir gerade hier stehen. So packten wir unsere Sachen und zogen weiter ins Landesinnere.

 

Während auf der anderen Seite des Mekong, in Laos, die steilen Felsen aus dem Boden ragten, liess die Landschaft auf dieser Seite kein abwechslungsreiches Landschaftsbild zu. Auch der dichte, wilde Wald zwischen den Orten war plötzlich durch ein strukturiertes Palmenmeer ersetzt worden. Die Orte welche an der Hauptstrasse lagen wiesen eine gute Infrastruktur auf und die Supermärkte standen wieder in einer Vielzahl zur Verfügung. Seit langem legten wir mal wieder den 4.Gang ein und erreichten schon bald den See Thale Bua Daeng. Am Ostufer entlang erreichten wir den Ort Kumphawapi. Anstelle der streunenden Hunde trafen wir im Zentrum auf die frei herumtobenden Affen. Andere Länder, andere Tiere.

 

Um die versprochene rote Blütenpracht der Lotusblumen in der Morgenstunde zu geniessen, platzierten wir unseren Bus direkt am Ufer zwischen die kleinen Fischervorrichtungen. Mit jeder weiteren Information über die Flora und Fauna von Thailand hoben wir unsere Füsse in der Nacht immer weiter in die Höhe. Das rascheln rund herum liess uns natürlich das schlimmste befürchten!

 

Am nächsten Morgen blieb uns leider das Rote Meer verwehrt, wir haben uns wohl einfach gerade die falsche Ecke des Sees ausgesucht.

 

Die Anstrengung auf den thailändischen Strassen zu fahren ist deutlich höher als bis anhin. Die vielen Spuren, die unzähligen Motorräder und die ungewohnte Fahrseite zwingen uns öfters eine Pause einzulegen. Nach langem Abwägen über den Sinn dieses Touristen-Angebotes in Ban Khok Sa-nga, entschieden wir uns trotzdem für einen Besuch. Im Ort befindet sich der Platz Namens King Cobra Village. Auf einer kleinen Bühne wurden kämpfe mit Cobras und Tänze mit anderen Schlangen gezeigt. In kleinen Käfigen im Wald waren weitere Schlangen während einem Rundgang zu besichtigen. Die Begeisterung über diesen Ort hielt sich bei uns bis zum Schluss in Grenzen.

 

Abends erreichten wir den kleinen Ort Phimai. Noch in der Nacht brach der Regen über uns ein, diese Erfrischung kam uns sehr recht. Trotz Regen besuchten wir die alte Ausgrabung von Phimai. Eine weitere rund 1200 Jahre alte Kultur und Baukunst welche uns auf dieser Reise begegnet. Der grösste Unterschied zu all den anderen Bauwerken lag in der extrem willkürlich wirkenden Aufeinander Reihung der unförmigen Steine. Es schien beinahe Unmöglich, die an allen Seiten mit Nuten und Zapfen gearbeiteten Steine ineinander zu verkeilen.

 

Bevor wir uns ins Getümmel von Bangkok stürzten, suchten wir die Erholung im ältesten Nationalpark von Thailand, Khao Yai. Kurz nach der Ankunft im Areal, beobachteten wir den ersten Überfall einer Affenbande. Sie witterten die Beute auf der Ladefläche eines Pickups. Ohne Vorankündigung stürzten sich die grösseren Affen auf das Fahrzeug, rissen gekonnt den Beutel auf und begannen die Gurken genüsslich zu verspeisen. Immer mehr Affen sprangen aus dem Wald und eilten zielgerichtet zum Fahrzeug. Der hilflose Fahrer versuchte mit allen Mitteln seine Gurken zu retten, doch die Affen waren flinker, schlauer und einfach mehr.

Während im Campingareal die Sambarhirschen auf uns warteten, überquerte das Stachelschwein in der Abenddämmerung noch die Strasse.

So genossen wir einen ruhigen Tag und informierten uns über die Sehenswerten Orte im Park. Mit der Hoffnung den berühmten Sprung über die Klippen von Leonardo di Caprio nachzuahmen, suchten wir diesen Wasserfall auf. So standen wir vor dem Becken des herunterfallenden Wassers und zweifelten die Echtheit der Hollywoodszene stark an. Weder das Springen noch das Baden war erlaubt und dies nicht Grundlos.

Zurück im Camp trafen wir auf zwei deutsche Tramper. Während wir gemeinsam über das Reisen und die Erfahrungen diskutierten schlich sich in unmittelbarer Nähe ein ca 1,5m langer Waran an uns vorbei.

Begeistert über die Vielzahl an Tieren welche wir in dieser kurzen Zeit im Park zu Gesicht bekamen verliessen wir am nächsten Morgen den Park. Doch der Besuch des grössten Wasserfalls stand uns noch bevor. Direkt hinter dem Parkplatz bekamen wir dann auch unseren ersten wilden Elefanten zu Gesicht. Ein faszinierendes und zugleich unheimliches Tier, wenn man ihm so unvorbereitet gegenübersteht.

 

Am frühen Nachmittag erreichten wir die 12 spurige Strasse welche uns nach Bangkok führte. Da unsere lädierten Bremsbeläge sehnlichst auf eine Reparatur warteten, nahmen wir als erstes Kurs auf die VW Garage Showtime auf. Das Team von Patrick nahm uns sofort freundlich auf und erkannte die Problematik unserer Bremsen. Ohne lange zu zögern begannen sie die Teile zu ersetzen. Inzwischen erklärten wir Patrick von den weiteren Problemen welche sich während den letzten 40000 km anhäuften. So auch das Leck im Tank welches den Wohnraum nach der Betankung mit üblen Dämpfen füllt. Doch ein Leck im Tank bedeutet den Ausbau des Motors, was unter Umständen zu weiteren Arbeiten führen könnte. So machten wir einen Termin in 3 Tagen aus.

 

Diese Tage nutzten wir für einen kurzen Abstecher nach Pattaya, ein Wochenende am Strand. Bei Dave, welcher uns für die Einreise die Versicherung und gute Tipps zuschob, fanden wir den perfekten Platz um endlich die aufgeschobenen Aufgaben zu erledigen.

 

Schnell war für uns klar, der Strand kann warten, viel mehr lohnt es sich das Schauspiel auf der Walkingstreet zu beobachten. Die Strasse hat Pattaya schliesslich berühmt gemacht. Da erstaunt die Tatsache nur mehr, dass Prostitution in Thailand verboten ist. Absurd empfanden wir weniger das Angebot an extrem klingenden Shows, Ladyboys oder knapp bekleideten Frauen, vielmehr die zahlreichen Chinesen die gruppenweise in Zweierreihen durch die Strasse fotografierten. Den Besuch des höchsten aus Holz errichteten Bauwerks der Welt, liessen wir uns auch nicht entgehen. Am Sanctuary of Truth wird seit 1981 gebaut. Bildgebend sind hier eine Vielzahl asiatischer Kulturen, um altes Wissen zu bewahren. Auch nutzten wir die gute Infrastruktur welche durch die zahlreichen Auswanderer in Pattaya besteht. So liessen wir uns in Sam's Restaurant unsere längst vergessenen Schweizer Speisen servieren. Es war sooo gut.

 

 

Im Gespräch mit Dave erhielten wir die Info, das ein Besuch in Kambodscha von Thailand aus eine machbare Route sei. Dies warf unsere bestehende Planung der nächsten 4 Monate komplett über Bord. So würden wir unsere Reise um 2 Monate verlängern. Klingt verlockend, wenn da nur nicht immer mal wieder das unangenehme Gefühl von Heimweh bei Ale wäre.

Wir haben diese Reise angetreten um uns die Zeit zu nehmen, das zu machen was wir gerade wollen. So kamen wir auf die Idee, einen kurzen Besuch in der Schweiz wäre für Ale einen Weg um die folgenden Monate weiter geniessen zu können und somit auch die Verlängerung willkommen zu heissen.

 

Zurück in Bangkok nahmen die Mechaniker sofort die Arbeit an unserem Bussli auf während Ale ihren Besuch in der Schweiz in die Wege leitete.

 

Der Grund für die üblen Benzindämpfe war schnell gefunden, der Entlüftungsschlauch war gerissen. Da der Motor schon ausgebaut neben dem Bus stand waren wir uns alle einig die Gelegenheit zu nutzen und das Achsialspiel der Kurbelwelle auszumessen. Wie von uns befürchtet zeigte der Messwert das doppelte der Verschleissgrenze. Einer Revision auszuweichen schien unmöglich. Das Team von Patrick machte einen kompetenten Eindruck. Auch das Angebot, bei ihnen direkt vor der Garage zu campen bewegte uns der Motorrevision zu zustimmen.

Noch am selben Abend lag unser Motor in allen Einzelteilen zerlegt auf dem Boden. Ausser der abgenutzten Kurbel- und Nockenwellenlager zeigten sich keine weiteren gravierenden Beschädigungen, dies nach über 500'000 km!

 

So zog sich die Woche dahin, Ädu unterstützte die Mechaniker wann immer er konnte und Ale begann die letzten 5 Wochen der Reise in Worte zu fassen. Wir genossen die Zeit abends mit den Arbeitern bei einem kühlen Bier und verkosteten die thailändischen Snacks. Ungewohnt war der Geschmack der gerösteten Frösche, der nussigen Raupen und der salzigen Hüpftiere. Wir sind unterwegs um neues zu sehen, erleben und verkosten, also Augen zu und rein damit.

 

Vor der Abreise von Ale luden wir das komplette Team zum gemeinsamen Mittagessen ein. Während die Angestellten ihren scharfen Papaya Salat genossen, fühlte sich unser Mund mit jedem weiteren bissen mehr betäubt an, obschon für uns extra der milde Salat bestellt wurde. Das Essen in Thailand ist sehr scharf, trotzdem machten wir die Erfahrung, egal was einem serviert wird, es schmeckt immer.


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Kommentare: 1
  • #1

    Zio e zia (Freitag, 18 Januar 2019 08:09)

    Wouw, mega interessant was dir erläbet!����