Malaysia - Die langsame Rückkehr

Während unser Bus die langsame Rückreise mit dem Schiff bereits angetreten hatte, wurde auch uns zunehmend klar, wir wollen Nachhause, doch nicht zu schnell. Über 12 Monate haben wir uns immer weiter von Zuhause, Europa und den alten Gewohnheiten entfernt. Nun stand uns die Zeit zur Verfügung alles zu Verarbeiten und einen Blick in unsere Zukunft zu wagen.

 

Das gewohnte Reiseverhalten veränderte sich schlagartig. So waren wir abhängig und gezwungen uns mehr in den pulsierenden Städten aufzuhalten.

 

in der Hauptstadt Kuala Lumpur bezogen wir ein kleines Hostel im Stadtteil Chinatown. Unsere provisorischen Reisetaschen zogen die Neugier des Inhabers Willy sofort auf sich. Bei mehreren erfrischenden Dosen Bier erzählten wir ihm abends von unserem Abenteuer und genossen den Regen welcher täglich über uns herein prasselte. Die gemütliche Dachterrasse bot uns ein optimales Zuhause um all die vielen Fotos zu sortieren, die überfälligen Berichte zu schreiben oder uns einfach zu unterhalten.
Auf Nahrungssuche streiften wir regelmässig durch die mit unnützen Dingen und gefälschten Waren gefüllten Märkte bevor wir unsere indische Strassenküche des Vertrauens besuchten.

 

Am Donnerstag erhielten wir das Ok für die Zollpapiere der Fahrzeuge. Den Ausflug zum Büro des Agenten nutzten wir um den neuen Teil von Kuala Lumpur zu besuchen. Schon der Anblick der hohen, gläsernen Hochhäuser zeugte von einer modernen Metropole. Mit glänzenden Marmorboden, hellen Scheinwerfern und riesigen Werbebildschirmen trat uns das 7-Stöckige Einkaufszentrum KLCC entgegen. Das Angebot an Luxusgüter, stylischen Kleidern oder teuren Kosmetikprodukten weckte langsam unsere Erinnerungen.

 

Nach 7 erholsamen Tagen in Kuala Lumpur ernennten wir Melakka u unserem nächsten Aufenthaltsort. So spontan wie bis anhin machten wir uns auf, in der Hoffnung irgendwie den neuen Ort zu erreichen. Ohne lange über die weiterreise nachzudenken sassen wir bald im klimatisierten Zug welcher nach Tampin fuhr (35km nördlich von Melakka). Während wir bei Aussentemperaturen von gut 35 Grad den Zug bestiegen herrschte im Wagen gefühlte winterliche 18 Grad. Gerade mal eine Stunde hielten wir in den kurzen Kleidern durch bevor wir unsere warmen Pullover (welche wir für den Aufenthalt in Europa eingepackt hatten) rausholten.
In Tampin angekommen erschlug uns als erstes die feucht heisse Luft. Die warmen Kleider vom Leib gerissen erkannten wir, wir befanden uns im Nichts. Keine weiteren Zugverbindungen, auch ein Bus war weit und breit keiner zu sehen. Im nächsten Shop gönnten wir uns ein Kaffee und liessen uns vom allwissenden Internet unseren ersten Eindruck bestätigen. Doch die hilfsbereiten Taxifahrer und Tankstellenwärter wiesen uns freundlich den Weg zum nächsten Busbahnhof, bei dem wir ohne weitere Verzögerungen den Bus nach Melakka bestiegen.

 

So erreichten wir Samstagabends den neuen Ort welches durch bunt blinkende Rikschas, lauter Musik und dampfende Marktstände die kleine Altstadt zum leben erweckte. Nur wenige europäische Touristen waren zu sehen, viel mehr schienen die Malaien diesen Ort für ihren Urlaub zu wählen.
Gegen unseren ersten Eindruck erwies sich Melakka die folgenden Wochentage als ein ruhiges und gemütliches Städtchen.
So spazierten wir jeden Abend durch die verlassenen Gassen der Altstadt, auf der Suche nach den besten Strassenküchen.

 

Kurz bevor der Wochenendanstrum erneut ausbrach verliessen wir die Stadt und erreichten den unbekannten Ort Johor Bahru. Mit ein wenig Vorbereitung brachten wir den Transfer ohne grössere Zwischenfälle hinter uns.

 

Auf direktem Weg suchten wir ein Preiswertes Gästehaus auf. Unerwartet lehnte uns der Besitzer unsicher und mit schlechten Argumenten ab. Tags darauf besuchten wir dasselbe Gästehaus erneut. Noch immer verhielt sich der junge Besitzer zögerlich, trotzdem wies er uns ein Zimmer zu. Er entschuldigte sich sofort für alle defekte und unsauberen Stellen im Haus. Je länger wir uns im Haus aufhielten desto mehr wurde uns klar, wir waren die einzigen europäischen Gäste. Stattdessen hausten ganze Familien in diesen kleinen, extrem ringhörigen Zimmern. Doch die Jungs waren sehr bemüht um unser wohl.
So genossen wir die letzten Tage in Malaysia, an einem Ort wo sich scheinbar selten ein Tourist verirrt.

 

Während dieser kurzen Zeit ohne Bus, stellten wir diverse Unterschiede fest welche die Art des Reisens mit sich bringt. So hat der sympathische Bus regelmässig die Aufmerksamkeit der Einheimischen auf sich gezogen. Auch der Fakt das wir nicht geflogen, sondern über eine lange Zeit den Weg und den Wandel erlebten, weckte das Interesse vieler. So stellten wir fest, wir haben nicht nur unser Fahrzeug abgegeben, mit ihm auch unsere Sichtbarkeit. Wir sind nun ein Teil der Masse.

 

Im Gegensatz zu früher, stehen wir in den Unterkünften vermehrt in Kontakt mit anderen Reisenden. Doch auch hier unterscheiden sich die Eindrücke über das Land massiv. Während unser erster Eindruck von Malaysia sich selten in den Aussagen anderer wiederspiegelte, erkannten auch wir ein komplett anderes Malaysia in den Tagen als Backpacker.

 

Dies zeigte uns erneut welches Privileg wir hatten, diese Reisen mit dem eigenen Fahrzeug zu erleben. Der langsame Wandel welcher wir von Land zu Land erleben durften prägte zunehmend das eigene Denken. Das «andere» Verhalten viel uns immer weniger auf, denn auch wir lösten uns von unseren Gewohnheiten und passten uns ungewollt den neuen Umständen an.

 

Wir werden die Malaien trotzdem als ein aufgeschlossenes, interessiertes und vielfältiges Volk in Erinnerung behalten.  Den Vorsprung welches Malaysia gegenüber Thailand mal hatte wurde eindeutig verkleinert. Die Infrastruktur schreit nach Pflege und Investitionen. Doch auch hier war für uns die lobenswerte Toleranz anderen Kulturen und Religionen zu sehen. Die Englische Sprache hat sich dank der Kolonialisierung und bestimmt auch durch die vielzahlt an Kulturen weitverbreitet durchgesetzt. 

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Trölle (Freitag, 03 Mai 2019 15:23)

    Seufz