Georgien - Tiflis

Trotz dem eher schlechten Wetter lud uns die Natur rund um Stepanzminda regelrecht zum Entspannen ein. Zwischendurch öffnete sich die dicke Wolkendecke und die Sonne erhellte die schneebedeckten Bergspitzen. Immer wieder verliessen wir die Hauptstrasse in die Seitentäler, durquerten die kleinen Dörfer und versuchten uns mit den Einheimischen zu unterhalten. 

 

Nach diesen herrlichen 3 Tagen fühlten wir uns erholt genug um ins Getümmel der Stadt Tiflis einzutauchen. Am Montag spät abends trafen wir in Tiflis ein. Unsere erste und wohl grösste Aufgabe in dieser Stadt, ein Visum für Russland zu erhalten.

 

Zur Info, ein Russland Visum ist grundsätzlich nur im Heimatland zu erhalten. Da hier in Georgien die Beziehungen mit Russland nicht sehr gut sind, werden Visa durch die russische Interessenvertretung der schweizer Botschaft erteilt.
So suchten wir noch am Montagabend alle nötigen Dokumente zusammen und forderten die letzten Fehlenden an. Dienstagmorgen in der Früh machten wir uns auf den Weg zum Konsulat. Vor dem Gebäude befand sich eine Menge an herumbrüllenden Menschen. Die Polizisten versuchten erfolglos die Meute zu beruhigen und irgendwie in eine Reihe zu drücken. Wir beobachteten die Situation zuerst von der anderen Strassenseite bevor Ädu sich in die Menge quetschte, unsere roten Pässe in die Luft hielt und die Polizisten auf sich aufmerksam machte. Diese winkten ihn jedoch völlig überfordert ab. Ein Passant wies die Beamten mit bestimmender Stimme darauf hin, das wir als Schweizer wohl das Recht hätten sofort rein gelassen zu werden. Überzeugt gab uns der Polizist die Freigabe. Mit vollem Körpereinsatz quetschten wir uns durch die Menschenmenge.

 

Im Gebäude erhielten wir eine Nummer und so warteten wir vor dem entsprechenden Schalter in der überfüllten Wartehalle. Die ältere Dame hinter der Scheibe machte einen strengen Eindruck, nichts liess sie aus der Ruhe bringen. Wir müssen unser Bestes geben um diese Frau für uns zu gewinnen. Unsere Nummer erscheint auf dem Display, wir kämpften uns durch die trotzdem drängelnde Menge zum Schalter. Freundlich begrüssten wir die Dame in Englisch, mit einem Lächeln im Gesicht schoben wir die Papiere unter dem Fenster durch. Siehe da, ein Lächeln kommt zurück. Nach dem ersten Mal durchblättern machte sie uns klar das unsere Passkopie, farbig A5, nicht richtig sei. Sie benötige eine Kopie schwarz/weiss A4. Gleichzeitig schob sie alle Dokumente inklusive eines neuen Zettels unter dem Fenster zurück, welchen wir auszufüllen haben. Sie erkannte sofort das unsere Russischkenntnisse dazu nicht ausreichend waren und organisierte einen Dolmetscher. Ale verlies das Gebäude und quetschte sich durch die Menschenmenge ins nächsten Kopiergeschäft während Ädu die Stellung im Konsulat hielt. Zurück vor dem Schalter, schoben wir erneut alle Dokumente inklusive des kleinen Zettels unter dem Fenster hindurch. Sie blickte zu uns auf, gab uns zu verstehen das alle Dokumente in Ordnung seien. Sie heftete alle Blätter zusammen und stempelte zuletzt unsere Pässe ab. Unser Lächeln breitete sich aufs ganze Gesicht aus, wir haben es wohl geschafft. Wir eilten zur Bank und kehrten kurze Zeit später mit der Quittung in die noch immer überfüllte Halle zurück. Die Dame klemmte die Bestätigung der Bank zu den restlichen Papieren und wies uns freundlich aufs Abholdatum hin. Ädu zog alle Register und erklärte der Frau in Russisch, das er nun Glücklich sei. Durch die gestresste Menschenmenge hallt ein lächeln. Vor der Tür erkannte Ädu weshalb die Menge schmunzelte, er hatte leider die weibliche Form von Glücklich gewählt.
Stolz das Unmögliche so einfach Möglich gemacht zu haben, verliessen wir endgültig das Gebäude.

 

Erschöpft zog es uns auf einen kleinen Hügel der Stadt. Dort gönnten wir uns die nötige Erholung bevor es für das Abendessen mit Christina (Velofahrerin aus Istanbul) zurück in die Stadt ging.

 

In den nächsten Tagen besuchten wir ein Schwefelhaltiges Bad, suchten diverse Sehenswerte sowjetische Bauwerke auf und hielten erfolglos die Augen offen nach Bleiersatz.

 

Auf dem Hügel am Schildkröten See trafen wir uns mit weiteren Reisefreunden welche wir auch in Istanbul kennenlernten. Mit den beiden Franzosen Guilhelm und Agathe (lesgonesenvoyages) verbrachten wir einen gemütlichen Abend und tauschten uns über unsere Erfahrungen und die weitern Pläne aus.
Schon bald gesellten sich ein weiteres deutsches Pärchen zu uns auf den Parkplatz. Marianne und Ulrich mit ihrem Zebrafahrzeug (www.zebrasunterwegs.de) , welche lange Zeit in Spiez wohnten. Plötzlich brummte eine kleine, rote Ente an uns vorbei. Claudia und Reiner, auch aus Deutschland, welche sich hier mit Marianne und Ulrich verabredet hatten. Ja ihr habt richtig gelesen, eine winzig kleine Ente und die schlafen auch da drin, Hut ab.

 

Wir haben nun in den letzten 3 Wochen Georgien und deren Menschen kennen und lieben gelernt.

 

Die Natur hat viele wunderschöne Orte zu bieten. Nebst dem subtropischen Flachland mit Palmen und Meer, bieten die Berge des Kaukasus eine abwechslungsreiche Landschaft. Mit den grossen, offenen Hochtälern ergibt dies eine wunderschöne Gegend welche zum entdecken einlädt. Ohne Zweifel wird diese Region auch im Winter ihren Reiz haben.

 

Das Essen in Georgien war immer eine Überraschung. Da wir oft eingeladen wurden können wir leider nicht genau sagen was, geschweige denn wie die Gerichte hiessen, welche wir gegessen haben. Fast immer gab es eine Art Fladenbrote dazu, welches mit einem sehr salzigen Käse gefüllt wurde (Chatschapuri). Alles in allem war das Essen immer einfach, währschaft und sehr lecker.

 

Nun zu den Georgiern. Wir haben den Eindruck erhalten die Georgier sind sehr friedliche, ruhige und trinkfreudige Menschen. Nebst all den freundlichen Begegnungen wurde uns immer wieder versichert, dass wir beruhigt wild campen können. Lediglich in den Restaurants und den Geschäften war es eher die Ausnahme wen man motiviertes, speditives Personal vorfand. Nach unserer Einschätzung scheinen die Georgier einen kurzsichtigen Lebensstil zu pflegen, ob freiwillig oder erzwungen. Dies wiederspiegelt sich schön in ihrem Fahrstil und ihrer Baulust.

 

Georgien ist ein Land im Wandel, indem alles möglich ist.

 

An unserem letzten Abend in Tiflis erhielten wir erneut Gesellschaft von Reisenden. Flo und Claudia (www.noplanisagoodplan.de) mit ihrem Unimog kamen direkt aus Armenien. So tauschten wir uns über das jeweilige neue Reiseland aus. Bald stiess auch die Familie Sanagustin (www.plemmobiles.com) dazu. Mit ihren positiven Geschichten von Armenien und vor allem dem Iran freuen wir uns nun endlich weiter zu ziehen.

 



Kommentare: 1
  • #1

    Zio e zia (Montag, 18 Juni 2018 23:05)

    Häbet’s guet!������