Russland - der Baikalsee

Am Sonntag brachte uns endlich die Fähre auf die grosse Insel Olchon. Trotz mehrfacher Warnung über die zu schlechten Strassen für unseren Bus, machten wir uns Zuversichtlich auf den Weg zum anderen Ende der Insel. Immer wieder genossen wir die Ruhe und die traumhafte Aussicht. Wir begegneten den Fehlzünder-Insekten, beobachteten die kleinen Murmeltiere und lauschten dem ständigen Geschnatter der Möwen. Doch leider blieb uns der Anblick der einzigartigen Süsswasserrobben verwehrt. Bald erreichten wir die dichten Wälder welche sich auf sehr sandigem Boden befinden. Dieser schwache Untergrund wurde durch die starken Witterungen derart verformt sodass die Strasse einer Buckelpiste glich. Deshalb entschieden wir uns gegen eine Weiterfahrt. Igor und Tanja, ein russisches Paar aus Irkutsk, welche kurz darauf in ihrem Toyota RAV4 diese unglaubliche Piste erreichten, zögerten nicht lange und nahmen uns die restlichen 20km in ihrem Fahrzeug mit. Gemeinsam erreichten wir das andere Ende der Insel und durften den einzigartigen Blick über den riesigen Baikalsee geniessen. Um euch wenigstens ein bisschen die Dimension dieses Sees näher zu bringen, hier ein paar Zahlen.
Die Wassermenge des Bodensees passt 480 Mal in den Baikalsee.
Über 20% des gesamten Trinkwasservorkommens der Welt befinden sich hier.
Die tiefste Stelle des Sees ist 1600m.

 

So kehrten wir 3 Tage später aufs Festland zurück. Uns erwartete die Stadt Irkutsk. Nach einem kurzen Rundgang durchs Zentrum versuchten wir die Stadt inklusive Regen hinter uns zu lassen. Doch dem Bus war das alles zu viel. Er stotterte und brachte uns kaum noch voran. Es schien als hätten die Rüttelpisten auf der Insel ihre Spuren hinterlassen. So entschieden wir uns eine Nacht in der Stadt zu bleiben um die Zündung neu einzustellen. In einem Hostel erhielten wir die Erlaubnis in ihrem Hinterhof zu übernachten. Morgens um 4:00 Uhr wurde Ale durch ein Geräusch an ihrem Fenster geweckt. Sie bemerkte das sich etwas in der Holzmatte (iranische Klimaanlage) verfangen hatte und öffnete vorsichtig den Vorhang. Dieses Etwas war ein Mann, welcher gerade versuchte die Matte zu entfernen um den Innenraum des Fahrzeuges zu erreichen. Erschrocken gab er zu erkennen das er lediglich Benzin benötige. Wir forderten ihn Mehrfach auf sich von unserem Fahrzeug zu entfernen. Er gab jedoch nicht auf und zeigte verzweifelt auf unseren Tankdeckel. Als er bemerkte das dieser nicht abgeschlossen war, nahm er schnell einen Schlauch hervor und versuchte unser Benzin anzuzapfen. Glücklicherweise war der Schlauch zu dick, er brach sein Vorhaben ab und ergriff die Flucht. Eine extrem merkwürdige Begegnung.

 

Am nächsten Morgen verliessen wir dann endlich die Stadt und schon bald schien uns die Sonne wieder entgegen. Am südlichen Ufer des Sees gönnten wir uns eine kurze Kaffeepause, direkt am Wasser. Der Blick über das klare Blau und der Platz im Allgemeinen liessen uns nicht mehr los. So nutzten wir das warme Wetter um unseren Bus ein weiteres Mal vom feinen Sand im Innenraum und im Motor zu befreien. Aus dieser kurzen Kaffeepause wurde so der restliche Tag, welchen wir abends bei einem Lagerfeuer ausklingen liessen. In der Nacht holte uns schonwieder der Regen inklusive eines mächtigen Gewitters ein.

Weiterhin vom Regen begleitet erreichten wir am nächsten Nachmittag die Stadt Ulan-Ude.
Schon auf der Insel Olchon konnten wir beobachten, das unzählige blaue Bänder um die Anbetungstäten gebunden wurden. Auch der Schamanismus wurde immer mehr ein Thema. In Ulan-Ude wurde uns dann endgültig klar, wir befinden uns im Gebiet der Buryati. Ein ehemaliger Mongolenstamm, welcher sich nur schwer Russifizieren liess. Daraus entstand auch das buddhistische Kloster am Stadtrand. Unter all den vielen asiatischen Gesichter stach uns jedoch ein russischer Kopf besonders ins Auge, die grösste Büste der Welt, Lenin.
Doch nun hiess es, die letzten Vorräte einkaufen und unsere Wäsche waschen, bevor wir das Land verlassen und unsere Besucher aus der Schweiz willkommen heissen.

 

So erreichten wir das Grenzdorf Kjachta. Der Zugang dieser Region ist für Besucher lediglich mit spezieller Bewilligung gestattet. Unser mongolisches Visum stand diesem jedoch gleich. So nutzten wir dieses Privileg und besichtigten ein letztes Mal ein Sibirisches Dorf mit zahlreichen Holzhäusern. Zu unserer Überraschung stand noch die Ruine der alten Kathedrale. Den entgegen dem Klischee zeigten sich uns alle Kirchen in Sibirien frisch renoviert. Im Allgemeinen ist das Bild eines Rückständigen Russland längst Geschichte. So fuhren wir grösstenteils auf sehr guten Strassen, kauften unser Essen wie die Einheimischen im Supermarkt und tranken Kaffee aus Italienischen Kaffeemaschinen.

 

Wie schon der Titel des letzten Berichtes zeigte, Russland ist ein so unglaublich riesiges Land. Wir durchquerten lediglich einen winzig kleinen Teil davon, trotzdem legten wir in etwa dieselbe Strecke zurück wie Lissabon-Kiew (4032km).
Nebst all denn vielen Stunden welche wir mit Fahren verbrachten, durften wir immer wieder schöne Begegnungen mit den Russen erleben. Der Weg durch die unendlichen Wälder von Sibirien ist einzigartig öde. Die immer wiederkehrenden Sümpfe und schrullig wirkenden Dörfer haben eine ganz eigene Schönheit.

 


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