Kasachstan - Steppen, Regen und beschissene Strassen

Der Grenzübertritt nach Kasachstan war derart langweilig und unspektakulär, sodass wir enttäuscht über die fehlende Herausforderung nach 15min schon über die kasachische Piste Richtung Landesinnere fuhren. Auch die ersten Erledigungen in Kegen liefen reibungslos ab. Wir stellten fest, wie sehr wir uns schon an diverse Umstände gewöhnt haben. So lässt uns das wilde treiben am Sonntagnachmittag auf dem vermüllten Marktplatz völlig ruhig. Hinter all den kreuz und quer durcheinander geparkten Autos und Pferden findet man die Gemüsehändler sitzen. Hinter ihren Kisten, gefüllt mit selten wirklich frischem Gemüse, packen die Händler fein säuberlich getrennt das Gemüse in dutzende Plastiktüten für ihre Kunden ein. In dessen Nähe befindet sich oft ein Lastwagen welcher bis oben über mit Wassermelonen gefüllt ist. In einer offenen Baracke befindet sich der Bäcker welcher ein Brot nach dem anderen auf seine Tresse wirft während der nächste Brotlaib schon wieder in den Ofen geklebt wird.  Die vielen kleinen «Supermärkte» umzäunen den einfachen Platz im Dorfzentrum. Ihr Angebot ist schnell überschaubar. In den halb leeren Regalen stehen die wichtigsten Büchsenprodukte wie Mais und Bohnen. Die Kühltressen sind bunt durchmischt gefüllt mit diversen Milchprodukten. Dutzende Kühlschränke stehe aneinander gereiht an der Wand, doch dies bedeutet noch lange nicht, dass die Getränke darin auch kalt sind.

 

So nahmen wir die erste asphaltierte Strasse in Kasachstan unter die Räder und waren sehr über deren Zustand erstaunt. So wurden wir doch oft vor den kasachischen Strassen gewarnt. Im Charyn Canyon fanden wir unseren ersten Platz für eine ruhige Nacht. Doch leider wurde uns den gemütlichen Abend verwehrt, die Mücken liessen es einfach nicht zu. Unsere Angst vor der Mückenplage in Sibirien stieg zunehmend.

 

Über die neue, chinesische Autobahn erreichten wir am nächsten Tag Almaty, die alte Hauptstadt von Kasachstan. In einem richtigen Supermarkt öffneten wir grosszügig unser Portemonnaie und gönnten uns endlich mal wieder frischen Käse, richtigen Kaffee und gute Essiggurken. Ädu liess sich vom «Home of the Wopper» Slogan überzeugen und gönnte sich seit langem mal wieder ein Burger beim King. Doch nicht der Burger überzeugte, sondern das Erlebnis, sich in einem Restaurant zu befinden indem man weiss WAS man bestellt und WIE man bestellt. Dies ist für uns schon lange nicht mehr immer so ganz selbstverständlich.

 

Am nächsten Tag ging es früh los zur mongolischen Botschaft. Da standen wir um 9.00 Uhr vor verschlossenem Tor. Über die Telefonnummer auf dem Schild erreichten wir den verschlafenen Beamten, welcher uns kurz darauf das Tor öffnete und unser Antrag inklusive Dokumente entgegennahm. Um die Infrastruktur einer solchen Stadt gut zu nutzen machten wir uns sofort auf den Weg zu einer bekannten Garage um dort unser Öl Vorrat aufzufüllen und zugleich den Ölwechsel durchführen zu lassen.

 

Weiter gings in ein Kopiergeschäft. Erneut liessen wir unsere Pässe, Autopapiere und Versicherungen kopieren in weiser Voraussicht, den korrupten Polizisten keine originalen Dokumente in die Hände geben zu müssen. Nach einer kurzen Pause ging es dann auch schon wieder zurück zur mongolischen Botschaft. Das Tor vor dem Areal war noch immer verschlossen und unsere Kasachische Sim-Karte erlaubte uns keinen weiteren Anruf zu tätigen. So blieb uns nur noch unsere Stimme übrig um die Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. Doch das herankommende Gewitter war stärker als wir. Unsere letzte Hoffnung war der Bus. Diesen platzierten wir direkt vor das Eingangstor und drückte aufs Horn bis der junge Beamte lachend aus dem Haus stürmte. Doch der inzwischen wache und sehr aufgestellt Beamte entschuldigte sich für die nicht Ausstellung unserer Visa, da seine Internetverbindung nicht funktionieren würde. So wurden wir gezwungen eine weitere Nacht in der Stadt zu bleiben. Diese Chance liessen wir uns nicht nehmen und kehrten nach einer guten Pizza zurück zu unserem Hostel Parkplatz im Stadtzentrum. Gemütlich liessen wir unseren «Arbeitstag» mit den anderen Reisenden mit Musik und interessanten Gesprächen ausklingen.

 

Mit dem Pass und dem Visum in unserer Tasche verliessen wir am nächsten Tag die grosse Stadt Almaty in Richtung Norden.

 

Kurz vor dem grossen Altyn Emel Nationalpark trafen wir auf die beiden deutschen, Thomas und Veronika, mit ihrem Lada ( www.twokrautsinalada.com ). Gemeinsam verbrachten wir einen gemütlichen Abend. Am nächsten Morgen durften wir uns den Einlass in den Park erkaufen und bretterten über die Wellblechpisten bis zur singenden Düne. Singend? Wir können euch leider auch nicht mit Sicherheit sagen was dies genau zu bedeuten hat. Folgendes haben wir erlebt und gehört.
Ädu verzichtete auf den schweisstreibenden (37 Grad) und sandigen Aufstieg zu Spitze der Düne. So machte sich Ale alleine auf, über den Kamm der Düne bis zur Spitze. Doch alles Aufmerksame lauschen liess Ale kein singen erkennen. Sehr Enttäuscht entschied sie sich für den kürzeren Abstieg und sprang über die steile Seite der Düne hinunter. Mit der grösseren Menge Sand, welche dadurch in Bewegung gesetzt wurde ertönt ein dumpfes Donnern. War dies das singen? Zurück beim Bus, im Schatten, musste die Anstrengung zuerst verdaut werden. Während dieser ruhigen Minute ertönte immer wieder ein leises Summen, doch so viele Fliegen waren nicht in der Luft um ein so regelmässiges Geräusch zu erzeugen. War dies das singen der Wüste oder lediglich eine Drohne welche uns in die Irre führte?

 

Weiter liessen wir uns von der Piste zu unserem Übernachtungsplatz führen. Ein 700-jähriger Baum welcher in dieser trockenen Steppe überlebte und eine gigantische Grösse angenommen hat. Rund um diesen Baum erblühte eine kleine Oase. Die warme Quelle in der Nähe erlaubte uns eine spektakuläre Outdoor-Dusche. Unter den schattenspendenden Ästen genossen wir den ruhigen Abend und den klaren Sternenhimmel in der Nacht.

 

Nun heisst es für uns Kilometer fressen um mal richtig vorwärts zu kommen. Noch immer warteten wir auf die vor prophezeiten schlechten Strassen. Nach 370km und 8 Stunden Fahrzeit erreichten wir das Nachtlager welches wir erneut mit Thomas und Veronika teilten. Gemeinsam bestaunten wir die ersten Sternschnuppen welche über den klaren Himmel flitzten.

 

Am nächsten Tag besuchten wir den Alakölsee. Diesen naturbelassenen See erlebt gerade seine touristische Erschliessung. So liessen wir uns im jungen Dorf Aqshi nieder und beobachteten die freudigen Kasachen auf den Jetskis und Bananen.
Leider wurde uns der Besuch diverser Sehenswürdigkeit extrem erschwert. Da sich diese oft in Grenznähe nach China befinden, ist eine offizielle Erlaubnis nötig welche viel Zeit und Geld in Anspruch nimmt. So entschieden wir uns, ohne dessen Besichtigung weiter zu Reisen.

Am Abend holte uns das kalte Wetter ein. Während unser Bus die ganze Nacht gegen die starken Windböen kämpfte träumten wir wohlbehütet bei angenehmen Temperaturen.

Mit ein paar schwachen Sonnenstrahlen machten wir uns zurück auf den Weg Richtung Norden. Mit zunehmender kälte wurden auch die Unebenheiten der Strasse immer schlimmer. Um die grosse Nacht der Sternschnuppen richtig zu geniessen suchten wir uns ein schönes Plätzchen weit weg von der Lichtverschmutzung, was hier in Kasachstan überhaupt kein Problem ist. Im wunderschönen Abendrot wurde uns jedoch schnell klar, diese Nacht wird sehr kalt. So liessen wir die Sternschnuppen grösstenteils ohne unser Beisein vorbei zischen. Diesen extremen Temperatursturz machte uns gerade sehr zu schaffen, von 38 Grad auf 14 Grad, Tagsüber, innerhalb 24 Stunden.

 

In den nächsten paar Tagen bewegten wir uns immer langsamer in Richtung Grenze. Die Strasse verschlechterte sich zunehmend bis wir bei strömendem Regen lediglich mit 20km/h uns um die Schlaglöcher schlängelten. So entschieden wir uns den Umweg über Semej zu ersparen. Doch das ehemalige sowjetische Atomtestgelände hätte uns sehr interessiert, obschon auch hier eine Bewilligung notwendig gewesen wäre.

Kurz vor der Grenze betrachteten wir unseren Bus. Er war alles andere als in einem Zustand für einen reibungslosen Grenzübertritt. Eine Zwangsdesinfektion am Zoll wollten wir uns nicht unterziehen lassen, so suchten wir mit unserem letzten wenigen Kleingeld eine Waschanlage. Doch das Geld reichte nicht im Geringsten. Die zweite Waschanlage hatte jedoch Mitleid und sehr viel Verständnis für unsere Lage. So spendierten sie uns kurzerhand eine Reinigung. Rechtzeitig zum Grenzübertritt öffnete sich der Himmel und uns erwartete der Riese Russland.


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Kommentare: 5
  • #1

    Marco (Dienstag, 28 August 2018 17:19)

    Immer wieder Interessant was Dir zwöi erläbet.
    Super Föteli :-)
    Witerhin guäti Reis !

  • #2

    Mum u Beat (Mittwoch, 29 August 2018 15:32)

    Hallo zäme
    das isch wider ae interessante Bitrag u de die Fotone si dr oberhammer.
    Mir freue üs scho ufe nächschti Bricht. Häbets witerhin guet u si gspannt uf d Mongolei.
    Liebe Gruess vo Mum u Beat

  • #3

    Familie Kuhn (Donnerstag, 30 August 2018 10:24)

    Wow hey dr Wahnsinn sooo wunderschöni Föteni� Das mitem Sternehimmel,wie usem Katalog.
    Chöi mitfüehle bide Mucke bi üs hets mega viel.
    Witrhin alles Guete u merci viu mau für die spannende,regelmässige
    Iblicke wodr geng ume gäbet!

  • #4

    Paolo (Mittwoch, 05 September 2018 12:58)

    Soooo Geil!!
    Wunderschöne Fotos und immer so interessante Geschichten!

    Avanti così!! ;)
    Cari saluti

  • #5

    Fäbu (Donnerstag, 13 September 2018 20:56)

    Wow das Föteli mit Stärnähimu, dr Hammer.
    U wie immer ischs spannend z läsä was dir aus so erläbet.
    Witerhin gueti fahrt :-)

    Grüessli usem Chäuer