Laos - Saibaidi

Nach dem eher schlechten Start in Vientiane erlebten wir die folgenden 3 Tage um einiges angenehmer. Die übersichtliche Stadt bot uns feine Nachtmärkte und gemütliche Bars zum Verweilen, wo wir neue Bekanntschaften knüpften. 

 

Während einem Rundgang durch die Stadt erblickten wir 2 heruntergekommene Busse hinter einer Tankstelle. Es scheint als würde der VW Bus langsam wieder an Bekanntheit gewinnen. Schnell war der Kontakt zum Besitzer geknüpft und damit auch zum VW Club in Vientiane. In der Stadt sind die Käfer auf der Strasse vertreten, jedoch gibt es selten einen Bus welcher in einem fahrbaren Zustand ist. Somit war die Freude über unseren, aus der Schweiz, gross. Mit den ersten Kontakten der Spezialisten in Thailand besuchten wir am Abend Andreas in seinem Guesthouse. In der Bar wurden wir schon sehnsüchtig erwartet. Der Chef des Hauses zeigte uns sofort seinen Käfer und forderte uns zu einem gemeinsamen Foto auf. Doch die Freude beim kompletten Team war so gross, dass Ädu kurzerhand den Beifahrersitz einnahm, dem Chef den Schlüssel in die Finger drückte während Ale für die Frauen im Wohnraum Platz machte. Stolz wurde der Bus quer durch die Stadt gefahren, mit lauter Musik, um richtig Aufmerksamkeit zu erreichen. So genossen wir einen freudigen Abend im Guesthouse Barn 1920 und erhielten das grosszügige Angebot direkt vor dem Haus zu Übernachten und ihre Duschen zu benutzen (einen sicheren Schlafplatz und eine saubere Dusche ist für uns seit 8 Monaten alles andere als Selbstverständlich). 

 

Weiter besuchten wir das Cope Visitor Center. Es ist uns ein Anliegen auf das Thema dieser Ausstellung näher einzugehen. 

 

Direkt im Krankenhausareal wurde über eine Problematik des Landes informiert. Während im Eingangsbereich die kleinen Blindgänger Kugeln von der Decke hingen, baumelten im hinteren Bereich die Prothesen. Der Vietnamkrieg welcher damals auch Laos stark getroffen hatte (270 Mio. Submunition fielen auf Laos, davon 80 Mio. Blindgänger), hinterliess seine Spuren. Wie schon im letzten Beitrag erwähnt, hörten wir öfters kleinere Explosionen in der Ferne. Leider finden diese Explosionen nicht ausschließlich kontrolliert statt. Pro Jahr verletzten sich noch heute um die 40 Personen durch die ungewollte Auslösung, darunter leider 40% Kinder. Diese Organisation unterstützt aktiv die Rehabilitation der Betroffenen mit der Anfertigung und Verbreitung von Prothesen. 

 

Mit einem 2 Monats Visum für Thailand und einem gefüllten Kühlschrank (inkl. Fondue) rollten wir aus der Stadt. Nur unser Gastank stand noch immer auf Rot. Das betanken der Gasflasche stellt uns seit China immer wieder vor grosse Herausforderungen, den LPG Tankstellen sind auch in Laos nicht üblich. So steuerten wir die offizielle Befüllstation ausserhalb der Stadt an. Auf dem Weg erblickte Ale plötzlich das grosses Schild mit den 3 erfreulichen Buchstaben, LPG. Noch skeptisch über das grossartige Versprechen nahmen wir die Tanksäule unter die Lupe. Schnell war klar, das wird nichts. Doch der Tankwart wies uns auf die Befüllstation direkt hinter dem Gebäude. Dieses Spiel zeigte sich uns wie ein Déjà-vu und trotzdem hiess es niemals aufgeben. Der junge Herr erkannte sofort die falschen Gewinde, trotzdem zog er mit unserer Flasche davon. Knapp 2 Minuten später kehrte diese auf der Ladefläche eines Rollerfahrzeuges zu uns zurück. Die Anzeige war Grün! Unsere Reaktion erschien den meisten bestimmt völlig übertrieben doch die Freude über die reibungslose Befüllung war unser Tages-Highlight. 

 

Nun sind wir endgültig bereit den Weg Richtung Süd-Osten anzutreten.

Nach gemütlichen 2 Tagen dem Mekong entlang durch die flache Gegend standen wir vor der felsigen Region Bolikhamsai. In den Bergen türmten sich dunkle Gewitterwolken, sodass wir uns für eine weitere Nacht einen einsamen Platz am Rande des Urwaldes suchten. Das rascheln aus dem dichten Grün, die Rufe des faszinierenden Geckos und die herumfliegenden Schmetterlinge gaben uns die nötige Befriedigung die Wildnis erreicht zu haben.
Tags darauf suchten wir die Höhle von Kong Lor auf. Über die steilen Strassen der Kalkberge wurde unsere Bremse stark in Anspruch genommen. Wir stellten uns schon darauf ein, im nächsten Ort, am Abend die Problematik zu suchen. Doch soweit kam es nicht. Plötzlich blockierte die rechte hintere Bremse komplett und der Pneu schliff über den heissen Asphalt. Ans weiter fahren war nicht mehr zu denken, lediglich im Rückwärtsgang liess sich die Blockade lösen. So rollten wir das kurze Stück mit dem Hinter vorneweg den Hang hinunter zu einem geeigneten flachen und schattigen Platz. Die Schweißperlen zierten unsere Stirn und die kleinen Minifliegen stürzten sich in Schwärmen auf die nasse Haut. Kaum die Augenlieder blieben vor den kleinen, nervigen Tieren verschont. Der Blick in die Bremstrommel zeigte, ein Stück des Bremsbelags ist abgebrochen und hat die Gummidichtung des Bremszylinders aufgerissen. Notdürftig bastelten wir alles wieder zurecht und flüchteten so schnell als möglich mit herumwedelnden Händen vor den aufdringlichen Minitieren. 
Durch diesen Zwischenfall erreichten wir das Dorf Kong Lor erst am späten Nachmittag. Der Besuch der Höhle verschoben wir auf den Folgetag und suchten uns stattdessen einen ruhigen Platz um uns vom schmutzigen Bremsstaub zu befreien. Direkt am kleinen Fluss fanden wir den perfekten Ort um unsere Outdoordusche auszupacken. Während dem befüllen des Beutels am Fluss zeigten sich immer mehr Laoten welche sich im dichten grün des Waldes versteckt hielten. Die in ihren sehr gepflegten Gärten arbeitenden Menschen, begrüssten uns ausnahmslos freundlich und bestätigten unseren Schlafplatz als sicher. Trotz denn neugierigen Laoten liessen wir uns die erhoffte Dusche nicht nehmen und bauten das komplette Duschsystem auf.

 

Schon bei der Kasse wurde uns vom Stromausfall in der Höhle berichtet, der Besuch sei dennoch mit Stirnlampe anzutreten. Unser Bootsfahrer führte uns in die grosse Eingangshöhle in der sich unzählige Boote am Flussufer reihten. Diese schmalen, langgezogenen Holzboote haben kaum Tiefgang, waren somit bestens für diese Fahrt geeignet. Von der Eingangshöhle brachte uns der Fluss immer weiter ins dunkle innere des Berges. Die Stirnlampen schienen im ersten Moment kaum Wirkungen zu zeigen bis sich unsere Augen immer mehr für die Dunkelheit öffneten. An einem kleinen Sandstrand leitete uns ein Gehweg durch eine weitere Öffnung welche mit Stalaktiten und Stalagmiten überzogen war. Über kleinere und grössere Kanäle fuhren wir weiter an steilen Felswänden vorbei. Immer wieder öffneten sich riesige unterirdische Hallen mit einer Höhe welche in der Dunkelheit kaum zu erkennen war. Nach knapp 30km breitete sich der Fluss immer weiter aus und der Wasserstand sank bis schlussendlich das Boot auf Grund lief. Gekonnt hoben wir das Boot auf die andere, tiefere Seite und erblickten kurz darauf das grelle Sonnenlicht. Durch die grüne Landschaft und die badenden Wasserbüffel erhielten wir endgültig das Gefühl gerade eine neue Welt zu entdecken. Nach einer kurzen Erfrischung im kleinen Dorf kehrten wir durch den kühlen, dunklen Tunnel zurück auf unsere Bergseite.

Zurück auf der Hauptstrasse fuhren wir weiter in Richtung Osten, mit dem Ziel einer erfrischenden Abkühlung. Das Naturbad Cool Pool erwies sich als traumhafte Oase welche jedoch in den letzten Jahren die nötige Pflege nicht erhielt. Während die Mönche früh morgens das erfrischende Bad für sich genossen, nutzten auch wir die Möglichkeit die ruhige Stimmung im klaren Wasser und der einmaligen Felswand im Hintergrund aufzunehmen. Mit zunehmendem Juckreiz der vielen Mückenstiche und den heranbrausenden Touristen auf ihren Motorrädern, machten wir uns zurück auf die Strasse.

Einige Kilometer weiter zeigte sich schon der riesige Stausee Nam Theun. Die aus dem Wasser ragenden alten Baumstämme gaben dem See den einzigartigen Charm welcher uns sofort in seinen Bann zog. Da gab es nicht viel zu überlegen, hier bleiben wir. Spät abends ankerte ein kleines Boot am Ufer. Die Stimmen der gutgelaunten Männer zog uns an. Während Ädu ihnen half das Boot ins Auto zu laden, erkannten wir ihren Fang. Einen Sack gefüllt mit faustgrossen Schnecken inklusive Haus. Dankend lehnten wir ihr Angebot ab, einige der Schnecken auf unseren bereit gestellten Grill zu werfen, lieber bleiben wir bei unserem Tofu und den Würstchen. Das zweite Boot welches später eintraf brachte riesige Fische.

Kaum standen wir morgens vor dem Bus legte auch schon ein weiteres Boot an. Keine interessante Beute dabei? Die ältere Dame schrie leicht genervt in ihr Handy und wartete in der heissen Sonne, während wir Fremdlinge für ihre Unterhaltung sorgten. Kurze Zeit später traf ein kleiner Transporter ein welcher uns endlich die Umstände erklärte. Eine Lieferung für das durch den entstandenen See abgeschnittene Dorf traf ein. Nebst einem Sack Reis, einigen wenigen Gebrauchsgegenständen beinhaltete der grösste Teil der Lieferung das laotische Volksgetränk Beerlao.

Während das vollbepackte Boot sich immer weiter von uns entfernte packten auch wir unser Lager zusammen und kehrten zurück auf die Strasse.

Der Weg führte uns quer durch den von unzähligen, kleinen Inseln befleckten See und zeigte uns die Landschaft von Laos ein weiteres Mal von seiner schönsten Seite. Durch spitze Felsformationen erreichten wir unsere letzte Stadt in Laos, Thakhek. Doch noch haben wir 3 Tage Zeit bevor wir uns zur Grenze nach Thailand begeben.

So suchten wir den kleinen Vorort Ban Tham mit der Höhle Xang auf. Während die einen noch in der Dämmerung dem Fussball hinterher rannten wurden wir von den anderen Jungs neugierig gemustert. Unser Bilderbuch welches die Schweizer Landschaft zeigt stillte ihr Interesse, doch nicht ihre Freude an unserem Besuch. Trotzdem zog es alle langsam zurück ins Dorf. Gegen unsere Erwartung, der abendlichen Nachtruhe, ertönte die laute, poppige Musik. Die Openair Stimmung welche sich bei uns breit machte weckte auch die Lust nach Bier. So folgte Ädu den Klängen der Musik bis er das eigenartige Fest erblickte. Wenig überrascht aber sehr erfreut über die Ankunft des Ausländers vom Fussballplatz wurde er willkommen geheissen. Während die Kinder wild auf der Hüpfburg tobten, die Eltern sich an den Ständen verköstigten sorgten sich die orange gekleideten Mönche um dreierlei Musikstile. Der ganze Wirrwarr spielte sich vor der heiligen Kulisse des goldenen Tempels ab. Je später die Uhrzeit desto härter wurde die Musik bis am Ende der extreme Elektro überhandnahm und die Mönche ihre Gesänge gekonnt einfügten.

Nach dem kurzen Besuch der Höhle am nächsten Morgen, frönten wir dem Luxus einer Stadt. Im Kaffee Amazon gönnten wir uns ein erfrischendes Frappé und füllten auf dem Markt den Kühlschrank und das Wasser auf.

 

Der Grenzübertritt nach Thailand mit dem eigenen Fahrzeug stellt scheinbar grosse Probleme dar. Seit 2016 gibt es eine neue Regelung welche die Einfuhr eines ausländischen Campingfahrzeugs verbietet. Durch die Infos von anderen Reisenden erhielten wir den Kontakt von Dave aus Pattaya. Durch seine Unterstützung erhielten wir vorgängig hilfreiche Papiere und Tipps.

 

Nun mussten nur noch wir und der Bus auf Vordermann gebracht werden um mit dem ersten Eindruck zu punkten.

 

Wie erhofft bot uns Laos alles was man braucht um sich zu erholen. Beruhigende Klänge, manchmal aber auch beängstigende, aus dem Urwald, die naturbelassene Landschaft und die zurückhaltenden aber freundlichen Menschen.

Nachdem wir die ersten 10 Märkte besucht hatten und noch immer kein frisches Gemüse fanden, wurde uns langsam klar, hier läuft dies wohl anders. In beinahe jedem Ort gibt es einen Nachtmarkt und einen Morgenmarkt. Dort wird für die gesamte Bevölkerung gekocht. In diverse Säckli werden Suppen, Nudeln, Fleisch und Gemüse abgepackt und nach Hause genommen. Selten jemand kocht seine Mahlzeiten selber, deshalb ist frisches Gemüse kaum in einem Geschäft erhältlich. Ausserhalb der Orte befindet sich meistens der Frischmarkt, diesen zu finden war nicht immer einfach für uns. Doch auch wir liessen uns regelmässig durch diese kleinen Kochstände verpflegen, der Aufwand selber zu kochen lohnte sich nur dann, wenn wir nicht scharf essen wollten.

 

Ausserhalb der touristischen Städte sah man wie bescheiden und einfach die Menschen noch heute Leben. Gegessen wird, was der Urwald hergibt.

Im Gegensatz zu China wurde unser Bus in sehr seltenen Fällen fotografiert, ein Handy, hatten die wenigsten.

Ein Strassennetz war vorhanden jedoch spärlich und gerade in den Bergregionen eher in einem schlechten Zustand. In den Städten stieg die Anzahl der Fahrzeuge und Motorräder drastisch an.

Die Auswirkungen des ansteigenden Tourismus in Laos sind extrem gut zu erkennen, die Unterschiede der kleinen Städte und dem Rest des Landes war enorm. Welche weiteren Folgen dies für Laos noch haben kann, werden wir bestimmt in Thailand sehen.

 

Uns hat Laos auf jeden Fall sehr gefallen, sicherlich dank der vielen sympathischen Menschen.


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Kommentare: 1
  • #1

    Jacqueline (Mittwoch, 16 Januar 2019 20:09)

    Wiedermal ein wunderbarer Bericht. Ich hoffe da, wo ihr dann wohnt, wenn ihr zurückkommt, kann man Lagerfeuer machen. Hab grad mega Lust bekommen, als ich das Bild sah!