Malaysia - Die letzten Tage zu dritt

 Die Fahrt bis zur Grenze verlief ohne Zwischenfälle. Kurz vor der Grenze suchten wir einen Platz um die Kleidung zu wechseln. Lange Hosen sind für uns Pflicht, bei jedem Grenzübertritt. Auf dem Parkplatz vor einem Einkaufszentrum erkannten wir kleine Unterschiede zu den restlichen Provinzen Thailands. Der Pass musste beim Betreten des Areals zur Registrierung vorgezeigt werden. Auch stieg die Anzahl der kopftuchtragenden Frauen rapide an. Ansonsten begleitete uns noch immer die "Daumen hoch" Geste mit staunenden Blicken.

 

Beim Grenzareal wurden wir freundlich Empfangen und durch die nötigen Häuschen geschleust. Knapp 1 Stunde später setzten wir unsere Fahrt auf malaiischen Strassen fort. Schon bei der ersten Ampel zeigte sich die offene und willkommene Art der Malaien. Ein freundliches "Welcome in Malaysia, have a safe trip" erreichte uns durchs Fenster.

 

Die Strassen waren Mittels Leitplanken abgesperrt. Der Strassenrand war sauber und gepflegt. Die bekannte Ptt Rastplätze wurden durch Petronas ersetzt und wiesen nicht mehr ganz so viel Komfort auf. Die unzähligen Einkaufsmöglichkeiten verschwanden und die Unmengen an Pickups verwandelten sich schlagartig in gepflegte Limousinen und Kleinfahrzeuge.

 

In Jitra unterbrachen wir unsere Fahrt für eine kurze Pause und dem Kauf einer SIM-Karte. Das Gebäude des für uns inzwischen gewohnten Tesco Lotus wies etliche Alterserscheinungen auf. Auch der Aufbau der zusätzlichen Shops in den Gängen des Einkaufszentrums waren eher provisorisch als gut organisiert. Trotzdem wurde uns freundlich geholfen den Richtigen Shop zu finden, auch die Unterstützung beim Kauf der SIM-Karte war bemerkenswert.

Frisch gestärkt fuhren wir weiter um den Schlafplatz im Naturschutzgebiet Hutan Simpan Gunung Jerai noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Durch enge Strassen führte uns der Weg an dichten Bananplantagen vorbei. Die Anwohner winkten uns alle sehr erfreut hinterher sodass wir das Gefühl erhielten, sie hätten auf unsere Ankunft geradezu gewartet. Auf dem Parkplatz beim Titi Hayun Wasserfall winkte uns sofort ein junger Mann heran und wies uns zum schönsten Platz auf dem Areal. Überrascht über die unglaubliche Freundlichkeit der Menschen sassen wir wenige Minuten später erschöpft aber extrem zufrieden vor unserem Bus.

Die Nacht fiel über uns herein und mit ihr trafen eine Gruppe junge Einheimische mit ihren Zelten direkt neben uns ein. Einer der Jungs nahm sofort das Gespräch auf und erzählte vom Festival welches während den folgenden 3 Tage hier stattfinden würde. Es solle sich um ein Outdoor und Offroad Festival handeln bei dem diverse Aktivitäten angeboten werden und vereinzelte Offroad Fahrzeuge mit Campingausstattung erscheinen sollen.

Die Freude über die zufällig Eingetroffenen Spezialgäste aus der Schweiz war sowohl bei den Gästen wie auch beim Organisator riesig. Wir waren gespannt was uns die folgenden Tage erwarten würden.

 

Gegen Mittag hallten die extrem laute und teilweise skurrilen (90er) Songs über das Grundstück. Immer mehr Menschen trafen ein und der grosse Platz füllte sich mit kleinen Shops an Outdoor Materialien. Viele Familien nahmen die gemütlichen Plätze direkt am Fluss ein. Zu unserem Erstaunen genossen alle (Eltern, Kinder, Männer oder Frauen) die Abkühlung mit kompletter Köperbekleidung.

Während wir kaum unseren Vorplatz für einen Toilettengang verlassen konnten, standen wir ununterbrochen in Kontakt mit den Besuchern. Wir erzählten von unserer Reise bis hierher, probierten all die köstlichen Essensgeschenke und liessen den Bus für interessierte Augen offen.

 

Gegen Abend kehrte zunehmend ruhe ein. Vereinzelte Besucher bauten ihre Nachtlager auf, die Anzahl der Camperfahrzeuge blieb jedoch sehr überschaubar. So gesellten sich zwei holländische Velofahrer zu uns, welche gleichermassen verwundert auf das Geschehen blickten. Die Nacht blieb erstaunlich ruhig, lediglich die Aufbauarbeiten der nächsten Aktivität (Kletterwand) begleitete uns unüberhörbar die halbe Nacht.

 

In der Nacht traf eine Gruppe mit Land Rovern und Dachzelten aus Kuala Lumpur ein. Kaum öffneten wir unsere Schiebetür, stand unser Zuhause unter Beobachtung. Die Begeisterung über eine so komplette und kompakte Ausstattung war gross. Nachdem wir all unser Wissen an die Campingfans weitergegeben hatten, packten wir unsere Sachen und setzten unsere kurze Rundreise in Malaysia fort.

Gut 1 Stunde später erreichten wir die Brücke welche auf die Insel Penang führte. In der engen aber sympathischen Provinzhauptstadt Georg Town machten wir uns auf zu einem Rundgang. Dieser fiel jedoch um einiges kürzer aus als geplant. Die Hitze war derart unerträglich, sodass wir uns kaum aus dem riesigen, klimatisierten Einkaufszentrum wagten.

Mit leicht kühlendem Fahrtwind auf der Haut folgten wir den Einbahnstrassen durch die von modernen Hochhäusern geprägten Vororte.

Am Stausee Teluk Bahang vorbei tauchten wir in die Bergwelt der Insel ein. Auf der Suche nach einem schattigen und ruhigen Platz stellten wir fest, die Zäune um das Privatgrundstück zu markieren haben erneut an Bedeutung gewonnen. Trotzdem fanden wir einen Platz welcher sich für eine ruhige Nacht anbot. Während bei Sonnenuntergang die bunten Vögel unsere Aufmerksamkeit auf sich zogen, lauschten wir später der arabisch sprechenden Stimme welche über Lautsprecher durch das Tal hallte.

 

Den folgenden Tag ernennten wir ein weiteres Mal zum fahrfreien Sonntag und brüteten in der Hitze vor dem Bus.

Auf der verzweifelten Suche nach einem Ort welcher mit erträglichen Temperaturen wirbt, wurden wir auf die Cameron Highlands aufmerksam.

Über die 17km lange Brücke verliessen wir die Insel Penang und erreichten kurz darauf die Stadt Ipoh. Durch die freistehenden, steilen Felsberge schlängelten wir uns langsam in die Gegend der Cameron Highlands. Mit jedem Meter welcher wir an Höhe gewannen fielen auch die Temperaturen. Die Aussicht über die hügelige Landschaft welche von dichtem Dschungel überzogen war, beeinflusste zunehmend unsere Erwartungen. Nach einer weiteren Bergkuppel eröffnete sich ein Tal, bedeckt durch hell leuchtende Plastikdächer wurde das weite Grün verbannt. Die riesigen Verkaufsstände von Erdbeeren, Gemüse und anderen Pflanzen nahm stark zu. Die kleinen Dörfer waren verstopft von alten, verrosteten Land Rover und die Plastikhäuser fügten sich ins Bild der Wohnhäuser mit ein. Wir fühlten uns als wären wir in einer riesigen Fabrik.

Die Landschaft wurde erneut steil und hügelig, vertrieb damit die grossen Gewächshäuser und vermehrt kamen saftig grüne Teeplantagen zum Vorschein. Über eine wirklich steile und enge Strasse erreichten wir den höchsten Punkt (ca 2000 müM) der Cameron Highlands, welcher mit dem Auto erreichbar ist. Obschon der Bus sich mühsam die Strasse hinauf quälte, lohnte sich der Weg durch die Teeplantage, sowie der Ausblick / Einblick in den Mossy Forrest.

 Als die Sonne am Horizont verschwand setzte eine kühle Brise ein. Wir waren überwältigt vom Temperatursturz welcher wir in dieser kurzen Zeit durchlebten. So schmorten wir am Vortag noch bei 38 Grad während wir nun unsere gut verstauten Winterjacken hervor holten um bei knapp 15 Grad nicht zu erfrieren.

Bevor wir uns in den wärmenden Bus zurückzogen, trafen zwei Reisende aus Deutschland ein. Dominic und Jessica haben kurz zuvor ihr Fahrzeug in Kuala Lumpur entgegengenommen und fahren in etwa dieselbe Route wie wir, einfach Rückwärts. Wir waren sehr erfreut, durften wir unsere Erfahrungen und Tipps ihnen mit auf die grosse Reise geben.

 

Pünktlich um 09:00 Uhr trafen die ersten Touristengruppen ein. Der Anblick des Parkplatzes glich einer bunten Land Rover Ausstellung. Doch die Aufmerksamkeit der Fahrer/Reiseführer lag viel mehr bei unserem Bus als bei ihren eigenen Gästen.

Am Nachmittag besuchten wir das kleine Museum Time Tunnel. Vor dem Eingang trafen wir einen weiteren freundlichen und interessierten Minibusfahrer, welcher draussen auf seine Gruppe wartete. Oft gelingt es uns durch die Erzählungen der eigenen Reiseerfahrungen die Zuhörer ins Träumen zu bringen. Sei es über längst aufgeschobene Zukunftsträume oder bereits erlebte Reisen in ferne Länder.

Der ältere Herr erzählte fröhlich von seiner kurzen Reise nach Europa und dem Aufenthalt in seinem Heimatland Indien. Bevor wir uns verabschiedeten gab er uns seinen Geheimtipp für Erholsame Minuten weiter. Ohne Umwege suchten wir diesen Ort auf und gönnten uns eine kurze Pause. Pünktlich zur zweiten Kaffeerunde traf der erfahrene Reisebegleiter mit seiner Deutschen Reisegruppe im Park ein. Nachdem die Gruppe, stolz über ihr Kultfahrzeug, den Bus und uns umzingelten, machte sie sich auf den Weg, während der sympathische Fahrer mit uns eine Tasse Kaffee trank. Dabei erzählte er vom spürbaren Klimawandel welche die Cameron Highlands erlebe. Die Regenzeit hätte sich durch die Vielzahl an Gewächshäuser verschoben und einen messbaren Temperaturunterschied bewirkt. Auch erklärte er, welche Bedeutung der CH Aufkleber in dieser Gegend hat. Ältere Autos profitieren von Steuervergünstigungen und dürfen somit als Nutzfahrzeuge in den Cameron Highlands betrieben werden, diese aber nicht verlassen. Nirgends auf der Welt sind dadurch mehr Land Rover Defender auf so kleinem Raum anzutreffen wie hier.

 Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zu ältesten Teeplantage im Ort. Durch die riesige Fläche an Teepflanzen führte uns der schmale Weg immer weiter hinauf. Zwischendurch durchquerten wir kleine Orte, in denen die Erntehelfer untergebracht wurden. Vereinzelte Arbeiter waren auf den Feldern zu beobachten wie sie mit grossen Scheeren und einem improvisierten Auffangbehälter die saftigen Blätter einsammelten. Nach der Besichtigung der alten Fabrik, einem feinen Stück Kuchen und einer Tasse Tee kehrten wir gemütlich zurück ins Tal.

 Den Abend verbrachten wir im kleinen Ort Tanah Rata. Auf dem Parkplatz eines Gästehauses fanden wir ein ruhiges Plätzchen. So sassen wir kurzum mit zwei Reinsenden aus Spiez am Tisch und verloren uns in einem stunden langen Gespräch über die Erkenntnisse welche wir während dem Reisen erhielten und dem neuen Blinkwinkel auf das Berner Oberland.

 

Tags darauf liessen wir wehmütig die letzten 200km mit dem Bus schweigend an uns vorbeiziehen. Da alles plötzlich so schnell ging brauchten wir Zeit um zu realisieren, dass dies nun unsere letzten Stunden mit dem Bus im fernen Südostasien sind.

Die komplette Geschichte / Ablauf der Verschiffung findet ihr detailliert im nächsten Bericht.


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Kommentare: 1
  • #1

    Jac (Samstag, 13 April 2019 12:52)

    Das Bild der Teeplantage mach ich zu einem Aufhängebild zu Hause. Das war bestimmt wunderschön! Ale hast du auch Tee getrunken ☺️?