China - zwischen Bambus, Bananen und Bergen

 Unsere Reise führte uns vom eher Flachen Gelände immer weiter hinein in die tiefen Täler des Qin Ling Gebirges. Durch die von Bambus überwachsenen Berge erreichten wir die Talebene von Honzhang welche wir jedoch ohne weitere Beachtung hinter uns liessen. Nach dem weiteren Gebirgszug Daha Shan befanden wir uns in der bekanntesten (oder feinsten) aller Provinzen, Sichuan. In einem von Touristen noch nicht entdeckten Blumengärten genossen wir die Ruhe mit buddhistischen Gesängen im Hintergrund. Für den weiteren Weg entschieden wir uns eine Nebenstrasse zu nehmen um erneut einen Einblick in die abgelegenen Orte zu erhalten. So folgten wir schweren Lastwagenkolonen durch kleine Dörfer. Immer wieder begegneten uns Menschen mit Körben auf dem Rücken, gefüllt mit Grünzeug aus ihren Gärten oder Wäldern. Eine Baustelle jagte die nächste, in denen spektakuläre Brücken und Tunnel wachsen um diese anspruchsvolle Gegend am Strassennetz anzuschliessen. China hat scheinbar in den letzten paar Jahren einen riesigen Schritt im Ausbau ihrer Infrastruktur gemacht, doch all den unzähligen Baustellen auf dem Land und in den Städten zufolge scheint es als wären sie noch lange nicht fertig.

 Mittags erreichten wir die Vorstadt von Chengdu, gerade rechtzeitig um einen kurzen Blick ins Museum der Ausgrabungen von Sanxingdui zu werfen. Doch gegen unsere Erwartung entpuppte sich diese Ausgrabung zu einem wirklichen Highlight auf unserer Reise. Da diese Funde aus dem Jahre 2000 v. Chr stammen und die komplette chinesische Geschichte hinterfragen, wird die Vermarktung wie auch die Weiterforschung vom Staat nur spärlich vorangetrieben.

Die ausgestellten, teilweise mit feinem Gold überzogenen Masken und Figuren schienen von einem weit entwickelten Volk zu stammen. Die aus Stein geformten Werkzeuge wurden mit unglaublich feinen Linien geschmückt, wozu wir heute ausser Laser wohl kaum eine weiter Bearbeitungstechnik hätten. Der über 30m Hohe Wunschbaum, dekoriert mit kleinen Tieren und Blättern, verdeutlichte den Wohlstand in der diese Gesellschaft lebte.

Beeindruckt über diesen unerwarteten Abstecher in eine längst vergessene Zeit erreichten wir spät abends den Parkplatz der Giant Panda Base in Chengdu. Früh morgens machten wir uns auch schon auf die Suche nach den gemütlichen Tieren, denn es wurde uns empfohlen die Tiere morgens während der Fütterung zu beobachten. Nachdem wir am Fenster der kleinsten Babypandas vorbeigeschleust wurden, war das erste Jöö auch schon ausgesprochen. Unzählige weitere Folgten.
Weitere 7 Stunden beobachteten wir diese wirklich einzigartigen Tiere welche zwischen essen und schlafen hin und her wechselten. Was sollen wir dazu noch sagen, ich glaube die Bilder sprechen für sich.

 

Noch am selben Abend fuhren wir ins nahegelegene Leshan. Direkt am Fluss Min parkten wir unseren Bus um am nächsten Morgen den grössten Buddha (71m) aus dem 8 Jahrhundert zu besteigen. Unser straffes Programm zehrte an den Kräften und früh aufstehen ist noch heute nicht unser Ding, also verschoben wir den Besuch auf die Mittagszeit. Bevor all die chinesischen Reisegruppen vom Mittagessen zurückkehrten, standen wir auf Augenhöhe mit diesem Giganten. Der steile Weg bis zu seinen Zehenspitzen war jedoch wegen Renovierungsarbeiten gesperrt, schade, wir wären da wirklich sehr gerne die 2 Stunden hinunter und wieder hinauf gewandert 😉.

Die folgenden Tage legten wir 800 km zurück um Lijiang zu erreichen. Der Weg am Qionghei See vorbei und weiter bis zur Stadt Panzihua bot eine abwechslungsreiche Aussicht aus der bequemen Fahrerkabine. Dies liess uns die lange Fahrzeit sehr kurzweilig erscheinen. Nach Panzihua war dann auch Fertig mit der Autobahn und die schmale Bergstrasse führte uns samt den schweren Lastwagen immer weiter nach oben. Während in den grossen Tälern auf der Strasse der Mais getrocknet wurde, erwarteten uns hoch oben die grossen Mangofelder.
Kurz vor dem letzten Pass liessen wir unseren Blick über das Tal und den Fluss schweifen. In der Ferne waren zwei kleine farbige Punkte zu erkennen, sind dies wirklich Schwimmer? Da wir im ganzen Land noch nie jemanden schwimmen sahen, zückte Ale ihr Feldstecher und beobachtete die beiden Personen welche mit Flügeli und Rettungsring ihre Runden im angestauten See drehten. Sehr amüsant!
Über verschiedenste Pass und Tal Strassen erreichten wir endlich die Hochebene von Lijiang.

 

Auf dem Parkplatz trafen wir unsere ersten chinesischen Campingfreunde. Ädus Neugier, wie ein chinesischer Camper wohl ausgestattet ist, knüpfte den Kontakt zu den zurückhaltenden Menschen. Kaum erkannten diese unsere Herkunft wurden wir mit Fragen und einheimischen Köstlichkeiten (in Salzwasser oder Lauge, hartgekochte Enteneier) überschüttet. Ihre Einladung sie zu Zuhause (im Norden von China) zu besuchen, lehnten wir jedoch dankend ab, ist doch gerade ein wenig weit.
Noch am selben Abend machten wir uns auf in die Stadt um uns ein gutes Restaurant zu suchen. Auf dem Weg entdeckten wir vor einem Hotel ein Land Rover mit englischem Kennzeichen. Unsere ersten europäischen Selbstfahrer in China. Nachdem wir über die Rezeption keinerlei Kontaktmöglichkeiten erreichten (sie verstanden weder unsere Worte noch unseren pantomimischen Tanzauftritt) hinterliessen wir ihnen eine Nachricht unter dem Scheibenwischer.

 

Um unser ausgiebiges Abendessen zu verdauen, lud die bunt beleuchtete Stadt zum Flanieren ein. Plötzlich standen wir vor einem kleinen Kaffee inklusive richtiger Kaffeemaschine. Viele Touristen kommen nach China um den langwierigen Teeprozess zu zelebrieren, wir jedoch bleiben unserem Kaffee stets treu. Nach Verkostung der gewünschten Kaffeebohnen setzten wir uns erwartungsvoll an einen Tisch. Die Junge Kellnerin erzählte uns stolz wie sie in der Umgebung eigenen Kaffee anpflanzen während sie diesen frisch durch die Mühle drehte. Zu unserem erstaunen liess sie die professionelle Kaffeemaschine unbeachtet und goss stattdessen sehr liebevoll den Kaffee mit heissem Wasser durch einen Filter. Auf die Frage weshalb sie diese Zubereitungsart gewählt hätte, gab sie zur Antwort, der Kaffee wäre sonst zu stark. Der Kaffee war gut, doch die starke Variante wäre wohl mehr nach unserem Geschmack gewesen.

 

Tags darauf bummelten wir morgens durch diese sympathische Altstadt. Obwohl es auch hier vorwiegend Geschäfte für Touristen gab, fühlte man sich trotzdem in einer authentischen chinesischen Altstadt.
Zurück beim Bus, erwartete uns eine Rückmeldung der englischen Kollegen. In ihrem Hotel trafen wir uns für ein kurzes Gespräch und tauschten unsere Erfahrungen aus. Mit ihren Kontaktdaten in der Tasche machten wir uns nun viel zu spät auf den Weg zu der 100km entfernten Tigersprungschlucht. Sodass diese uns den Einlas in die Berge verwehrten.

 

Wie gewohnt, besuchten wir auch dieses Spektakel am nächsten Morgen. Zu den beiden Tickets wurde uns auch gleich eine Liste mit Warnungen und Notfallnummer mitgegeben. Was erwartet uns den da?
Eine sehr gute Strasse führte uns vom Flussufer des Yangzi immer weiter hinauf. Auch grosse Cars und Lastwagen begegneten uns auf dem Weg, was uns all die Warnhinweise etwas lächerlich erscheinen liess. Bei der grossen Besucherplattform wanderten wir gemeinsam mit der Menge die steile Treppe hinunter um eine der 3 Stromschnellen zu bewundern. Der Legende nach soll sich in dieser Schlucht ein Tiger 3-mal mit einem Sprung über die Schlucht, während er gejagt wurde, gerettet haben. Genau an diesen 3 Stellen befinden sich nun diese tobenden Schnellen.
Während die meisten Touristen nach diesem Stopp wieder umdrehen, fuhren wir weiter der Strasse entlang. Geprägt von den Felsigen Steilwänden an der linken Seite und dem ungesicherten Abhang auf der rechten, folgten wir der nicht immer vertrauenserweckenden Strasse. Die Aussicht die sich nach jeder weiteren Kurve vor uns ausbreitete, war das etwas mulmige Gefühl im Bauch wert. Nun machten auch die Warnhinweise wieder Sinn.

 

Wir könnten euch auch die nächsten 1.5 Wochen noch so ausführlich beschreiben wie bis anhin, doch wir willen uns kurzhalten. Lieber möchten wir euch erzählen wie China ist.

 

Wir besuchten den authentischen Montagsmarkt in Shaping, nicht ganz freiwillig, denn unser gewählter Schlafplatz war der Marktplatz.
Auch das kleine Dorf Shaxi hat uns beeindruckt mit der gemütliche Stimmung zwischen den Mahjong spielenden Herren und den Künstlern in den Gassen.
Wir überquerten einen weiteren riesigen Fluss, den Mekong, und sahen wie die Landschaft zunehmend tropischer wird.

 

Doch nun die grosse Frage: Wie ist China?
Obschon wir keine Beobachtungsapp auf unsere Handys erhalten haben, fühlten wir uns selten alleine. Als wir in den News vom verschollenen Interpol Chef hörten, mussten wir uns das Lachen verkneifen. In China geht niemand verloren, der Staat weiss immer genau wo du bist. Sei es durch die Gesichtserkennung in den Hotels oder die unzähligen Überwachungskameras in den Städten. Dem nicht genug, auf allen Strassen wird dein Fahrzeug regelmässig Fotografiert (min alle 20km). Wer sich mit Fotografie ein wenig auskennt weiss, in der Nacht braucht es einen Blitz, genau diesen zielen sie ungehemmt auf dich sodass du die folgenden 200m blind zurücklegen musst.

 

Was mich zum nächsten Thema bringt, das Autofahren.
Oft wurde Ädu auch von den Einheimischen nach dem chinesischen Führerschein gefragt, ja, wir haben bezahlt und diesen dadurch erhalten. Dem Fahrstil zu folge, sie auch! Auf den Stassen von China macht selten ein Fahrmanöver Sinn. Doch die Hupe lässt alle beteiligten erkennen, der macht jetzt irgendetwas. Das Gaspedal richtig zu drücken scheint ihnen fremd. Lieber flanieren sie gemütlich umher und um ganz Sicher zu sein wird bei grüner Ampel, vor einer Kurve, auch nach einem Überholmanöver zuerst mal gebremst.

 

Was mich erneut zu einem Thema bringt, die Sicherheit.
Die ist ein Thema in welches China sehr viel investiert, doch wirklich sicher ist nichts. Es scheint als hätte das Strassenverkehrsamt sämtliche Hilfsmittel um ihre zahlreichen Baustellen gut zu Kennzeichnen. Doch das eine kleine aber sehr wichtige Detail scheint ihnen nicht bekannt zu sein, die Reaktionszeit. So wird man öfters direkt hinter einer Kurve aufgefordert die Spur zu wechseln, ab jetzt. Um die unmittelbar dahinterstehenden Arbeiter wirklich zu schützen wedelt zusätzlich jemand noch mit einer roten Fahne.
Falls eine wichtige Nachricht während dem fahren (ob Roller oder Auto) auf dem Handy eintrifft wird zuerst auf die rechte Spur gewechselt, die langsame Geschwindigkeit auf noch langsamer reduziert und zu guter Letzt der Pannenblinker eingeschaltet. Nun scheint alles sicher und es kann beruhigt geantwortet werden.

 

Das Smartphone, ein weiteres spannendes Thema in China.
Während bei uns das Portemonnaie und der Schlüsselbund das wichtigste in den Hosentaschen ist, ist hier in China das Smartphone überlebenswichtig. In vielen Restaurants (inkl. Strassenküchen) wird nicht nur damit bezahlt, auch die Menükarte und die Bestellung wird mittels Barcode auf dem Tisch erledigt. Was für uns das erhalten von Essen nicht immer einfach machte.

 

Das Vorurteil, die Chinesen seien sehr klein will Ale nicht bestätigen. Viel mehr sind ihr Land, ihre Städte und die Häuser so riesig, sodass jeder Mensch klein erscheint. Kaum ein Hochhaus in den Städten hat weniger als 15 Stockwerke und davon gibt es selten nur eines. Die Autobahnkreuze lassen einem über Brücken bis zu 6 Etagen, wie in einer unüberschaubaren Achterbahn herumirren. Erwischt man einmal die falsche Ausfahrt muss man mit einem beträchtlichen Umweg rechnen, denn die nächste Ausfahrt lässt gerne auf sich warten (unsere Extraschlaufe betrug 50km).

Ein weiteres bekanntes Thema ist die Gestik und Mimik.
Die westliche Body Language funktioniert in China auch eher schlecht. Das viele lediglich mit einem gehemmten lächeln reagieren, wenn sie die Sprachbarriere erkennen, ist zwar weit verbreitet doch in China ist man wirklich auf ihre Hilfe angewiesen. Wir können weder die Preise der Produkte erkennen noch die richtige Tür aufs Klo finden.
Westliche Bräuche wie auch das nicht lesen können ihrer Zeichenschrift, scheint vielen Chinesen unbekannt. So versuchten sie oft als letzte Kommunikationsmöglichkeit ihre Antwort aufzuschreiben. Sobald wir jedoch die Frage auch aufschrieben, wurde ihnen klar, dass dies zu keiner Lösung führt. Um die Preise zu erläutern gibt es nichts Einfacheres als die hochgehaltenen Finger zu zählen, doch nicht in China. Welche Zahl ist gemeint, wenn sich die Spitzen von Daumen, Zeige- und Mittelfinger berühren? 7 ! Bestellt man 2 Pack Zigaretten (mit Daumen und Zeigefinger) wird man 8 erhalten. Kein Problem die rauchen wir schon weg!

 

Rauchen oder eher Nichtrauchen ein Thema oder eben keins.
Rauchverbotsschilder sind an sehr vielen Orten angebracht, doch beachten tut diese kaum jemand. Die extrem starken chinesischen Zigaretten haben es in sich. Da kommt auch Ädu zwischendurch zum Räuspern. Damit fällt man jedoch überhaupt nicht auf. Denn ein Chinese holt regelmässig mit jeglichen unappetitlichen Geräuschen in seiner hintersten Körperecke den Schleim hervor und spuckt diese ungehemmt überall hin.

Für uns war die Durchreise ohne Guide eine sehr spannende Erfahrung. Es war eine Herausforderung welche wir jederzeit wieder in Angriff nehmen würden. Das Betanken oder auch die Polizeikontrollen stellten uns keinerlei Probleme dar, nach ein zwei Fotos erhielten wir immer was wir wollten. Wie schon in jedem anderen Land gibt es auch hier hilfsbereite und interessierte Menschen die uns die Reise unvergesslich machten.


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Kommentare: 1
  • #1

    Fäbu (Mittwoch, 21 November 2018 21:51)

    Cool het das klappet mit China ohni Guide.
    Sehr spannend das aus zläsä u au die Fotos z gseh.
    China isch schiinbar würklech viu am Bouä u erläbt ä mega Buum.
    Lustig u knackig gschribä, agnähm z läsä wie geng :-)
    Witerhin gueti Reis, liebe Güess Fäbu