Iran - Die Wüste und der Abschied

Wie erwartet wechselte Mr Hashemi unsere Federstäbe in Rekordzeit. Weiter leitete er unsere Innenraumheizung um, sodass wir eine weitere Kühlung für unseren Motor erreichten. Nachdem auch noch der Service durch ihn erledigt wurde fuhren wir noch am selben Abend erholt zurück in die Stadt. Durch die VW Freunde erhielten wir eine weitere Ansicht auf den Iran und deren Menschen. Zufrieden genossen wir den Abend mit unserer Reisekollegin Christina im Park bevor wir uns am nächsten Morgen auf den Weg in den Norden machten. In Yasd gab es einen Zwischenstopp um die Wüstenstadt zu besichtigen. Das Wassermuseum beantwortete uns endlich die offenen Fragen bezüglich der früheren Wasserversorgung. Über Kilometer lange Tunnel (Quanaten) führten sie das gesammelte Wasser aus den naheliegenden Bergen durch die Wüste in die Stadt. Die Häuser wurden teilweise bis zu 3 Stockwerke tief in den Boden gebaut wo sie mit den Quanaten verbunden wurden. Über Windtürme auf dem Dach gelangen die heissen Wüstenwinde in die Tunnel, wo sie durch das Wasser abgekühlt wurden und mit in die Häuser strömten.

 

Mr Hashemi riet uns vom Weg durch die Wüste nach Maschat ab, für unser Luftgekühlter wäre die Hitze und der starke Wind zu viel. Er hatte Recht, so kämpften wir uns am Rande der Wüste dem Wind entgegen Richtung Teheran. Da wir nun nicht nach Maschat fuhren mussten wir die Stadt Teheran für das Turkmenistan Visum zum dritten mal aufsuchen. Durch die willkürlichen Öffnungszeiten der Ämter waren wir gezwungen Teheran am Mittwochabend schon zu erreichen. Auf dem Weg dorthin merkten wir wie unsere Stossdämpfer immer weniger Wirkung zeigten. So beschlossen wir Kontakt mit einem der VW Bus Kollegen aus Shiraz aufzunehmen um eine Kontaktadresse für Teheran zu erhalten. Zu dieser Kontaktaufnahme kam es jedoch nie. Auf einer Raststätte kurz vor Teheran wurden wir von einem Mann angesprochen welcher uns auf seinem Handy sein hellblauen VW Käfer zeigte. Erneut strahlten wir und konnten es kaum fassen wie uns die richtigen Menschen immer wieder zum richtigen Zeitpunkt finden. Er willigte sofort ein uns zum Teheraner VW Bus Spezi zu bringen. Die neuen Teile waren schnell bestellt, doch die Lieferung musste zu jemand anderem als der Werkstatt erfolgen, da es «Freitagabend» war. Yaser bot uns seine Adresse an und so nahm er uns kurzerhand mit nach Hause. Nach dem Abendessen mit seiner kompletten Familie durften wir unser Bus in seiner Garage sicher parken und bei ihm und seinem Sohn Sepehr Übernachten. Nach dem Frühstück machten wir uns zu viert auf in die Stadt zur turkmenischen Botschaft, wo wir schon bald unser Visum im Pass erhielten. Immer wieder telefonierte Yaser mit dem Lieferanten, seine Stimme war nicht immer nur gut gestimmt. Doch um 11:00 trafen wir bei einer Kreuzung einen Töfffahrer welcher unsere Stossdämpfer auf dem Gepäckträger hatte. Auf den ersten Blick sah man, dass diese dicker waren als unsere alten. Er versicherte uns jedoch, es seien bessere als die gewohnten. Zuhause in seiner Garage machten wir uns sofort an die Arbeit, und siehe da, sie passten. (Es handelt sich wahrscheinlich um die verstärkten Stossdämpfer welche bei uns in Europa kaum erhältlich sind)

 

Nach dem Mittagessen und einer kurzen Erholungspause stressten wir leider schon wieder weiter. Doch Yaser und Sepehr begleiteten uns mit ihrem blauen Käfer noch ein Stück weit aus der Stadt. Es war grandios die staunenden Blicke der Iraner. Sehr erfreut über die Begegnung mit Sepehr und seinem Vater fuhren wir weiter über die kühlen Berge bis wir kurz vor dem Kaspischen Meer das feucht, heisse Flachland erreichten. Kurze Zeit später war alles verschwitzt. Ans anhalten wollten wir gar nicht erst denken. Doch als die Dunkelheit über uns einbrach waren wir gezwungen stehen zu bleiben und einen Schlafplatz zu suchen. Unsere Klimaanlage hatte jegliche Wirkung verloren und so steamten wir vor uns hin. Die Iranischen Frauen liefen noch immer gut bekleidet mit ihren langen Kleidern umher während Ale jegliches überflüssiges Stück Stoff auf ihrer Haut verteufelte. Um 23:00 brachen wir die Übung ab und flüchteten ins nächste klimatisierte Hotelzimmer (Luxusbatzen vom Mami sei Dank). Erholt konnten wir unseren Weg in Richtung turkmenische Grenze wieder aufnehmen. Im Nationalpark Golestan wurde die Luft trockener und für uns wieder erträglich. Wir erhofften uns endlich einen erholsamen Abend. Anstelle der permanenten Konfrontationen mit Iranern übernahmen an diesem Abend die Wildschweine diese Aufgaben, bis wir uns am Ende geschlagen gaben und uns wie gewohnt in den Bus zurückzogen. In Bojnurd, unsere letzte grössere Stadt vor der Grenze, trafen wir unsere französischen Freunde aus Istanbul. Gemeinsam fuhren wir nach Quchan um einen gemütlichen Abend unter Reisenden zu geniessen.
Unseren letzten Tag nutzten wir um unser Auto mal wieder gründlich zu putzen, sowohl innen wie auch aussen und die letzten Einkäufe in der Stadt zu tätigen.

 

So kommen wir zu unserem Eindruck über dieses Land im Allgemeinen.

 

Unsere Vorfreude auf den Iran war gross. Wir erwarteten eine freundliche, interessante, neue Kultur welche seine Tücken hat. Aus architektonischer Sicht erhofften wir komplett neue Eindrücke. Auch die Geschichte dieses Landes war doch sehr anders zu den vorherigen Ländern. Über die strengen Richtlinien welche herrschten waren wir uns im Klaren, wir sahen jedoch keine grossen Probleme darin, den Willen eines Volkes zu respektieren.

 

Die freundliche und hilfsbereite Art der Iraner ist auf keine Weise weg zu diskutieren. Wir wurden trotz mehrfacher Ablehnung mit Essen und dutzenden Hilfsangeboten überschüttet. Da es so selten Touristen in ihrem Land gibt und sie kaum an Infos von aussen gelangen war das Interesse logischerweise sehr gross. So erlebten wir teilweise sehr private und detaillierte Interviews. Zwei Sachen waren ihnen extrem wichtig.
Erstens, dass wir positive Eindrücke hinaustragen. Dies erfüllten sie mit den zahlreichen Gesprächen, Einladungen und der endlosen Hilfsbereitschaft.
Zweitens, dass wir die korrekte Ansicht auf dieses Land erhalten. In erster Linie kam dies mit der Aussage «Bitte vereint die Bevölkerung nicht mit der Regierung» zum Vorschein. Weiter zeigten sie uns ihre Bedürfnisse und das Leben hinter dem beobachtenden Staat. So feierten sie ihre Verbotenen Partys mit Alkohol, Musik gemeinsam mit Frauen und Männer hinter verschlossenen Türen oder an abgelegenen Orten. Das Kopftuch hatte an einem solchen Ort nichts zu suchen und auch der Ramadan verlor an Wichtigkeit. Während ernsthaften Gesprächen mit älteren und jüngeren Iranern vermittelten sie uns die Unterdrückung und Ungerechtigkeit welche in diesem an Bodenschätzen reichen Land herrscht.

 

Für uns war diese Ansicht eher unerwartet und deshalb ist es uns wichtig diese weiterzugeben. Uns ist natürlich auch klar, dass wir mit traditionell konservativen Menschen nicht ins Gespräch kamen, was unser Bild vom Iran sicherlich verfälscht. Wir hoffen mit den Iranern das die nötige Wende bald eintreffen wird.

 

Wir lernten ein extrem freundliches Volk kennen welches uns ein derart sicheres Gefühl vermittelte, welches wir in keinem anderen Land zuvor verspürten.

 


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