Turkmenistan - Der Zahnarzt und sein Land

Am Montagmorgen früh machten wir uns auf den Weg zur Grenze. Kurze Zeit später der erlösende Moment, das Kopftuch darf endlich verbannt werden, dies war für Ale ein sehr erlösendes Gefühl. Doch der Übertritt nach Turkmenistan war noch nicht geschafft. Nachdem wir einen kurzen Besuch beim Arzt hatten wurden unsere Fingerabdrücke aufgenommen und unser Gesicht gescannt, mal was ganz Neues. Nach einem kurzen Besuch bei der Kasse um die Einreisegebühr abzugeben erhielten wir schon bald den Einreisestempel im Pass. Ale durfte vor dem Zollhaus eine gute Stunde warten, während Ädu sich durch zahlreiche Häuschen und deren Beamten schleusen lies. Die Arbeitsmoral dieser war sehr gering, ohne eine kleine extra Note sowieso. Doch dies funktioniert so nicht mit Ädu. Wenn jemand Geduld hat, dann er. So blieb Ädu seelenruhig auf dem Stuhl vor dem Bürotisch sitzen währen der Beamte ihn mit einem vorgespielten Mittagsschlaf zur Bestechung bringen wollte. Bei jeder Forderung nach Geld willigte Ädu sofort freundlich ein und begab sich zielstrebig Richtung Kasse, wobei sie ihn immer wieder aufhielten. Siehe da, doch keine Zahlung nötig!  
Nachdem Ädu die offiziellen Gelder für Benzinsteuer, Strassensteuer, Versicherung und die Mietkosten für den geforderten Staatlichen GPS Tracker bei der Kasse bezahlt hatte, stand nur noch die Fahrzeugkontrolle bevor. Die 4 Beamten legten sofort mit der Durchsuchung los, doch das wichtigste zuerst, Musik an, Lautstärke voll auf. Die Ballade aus den 80er welche zufällig gerade lief, lies deren Goldzähne funkeln. Das Bild welches sich vor Ädus Augen kreierte benötigte viel Körperbeherrschung. Die vier Kräftig gebauten Zöllner liessen sich mit der liebevoll Stimmenden Musik in voller Lautstärke jede Kiste zeigen.

 

Mit der Fussfessel am Bus (GPS Tracker) verbunden verliessen wir nach 3 Stunden endlich das Grenzareal und das unbekannte Land Turkmenistan lag vor uns.  

 

Die Stadt Aschgabat leuchtete uns schon bald aus der öden Wüstenlandschaft entgegen. Über eine leere 6 Spurige Strasse, gezäumt von aufwendig kreierten weissen Strassenlaternen, erreichten wir die steril wirkende Stadt. Wir sahen nur noch weiss!
An dieser Stelle müssen wir euch ein paar Hinweise zur Geschichte und Personen dieses Staates geben. Nach dem Tod des ehemaligen Präsidenten Turkmenbaschi genannt, gelang sein Leibeseigener Zahnarzt an die Macht, Gurbanguly Berdymuchamedow. Wir wissen das seine Lieblingsfarbe Weiss ist. Ob dies der Grund ist weshalb die ganze Stadt durch und durch in Weiss erscheint können wir nicht sagen. Doch nicht nur die Häuser waren weiss, auch die Ampeln, Sitzbänke und sogar die Abfalleimer im Park. Nur der Import von weissen Autos ist erlaubt. So fuhren zu 90% nur weisse Auto auf den Strassen, was uns sehr viel Aufsehen brachte mit unserem auffällig grünen Bus.
Die komplette Stadt wurde regelmässig penibel genau gereinigt sodass nirgends Abfall, Sand oder verdorrte Pflanzen zu sehen waren. Nicht nur die Stadt musste sauber sein, auch die Autos. An diese Regel hielt sich ausnahmslos alle, auch wir.
Der Arzt sorgt sich natürlich auch sehr um die Gesundheit der Bürger. Wir wissen nicht genau ob Stress verboten ist, doch es wirkte als gäbe es in dieser Stadt keine Hektik. Bei den Ampeln wurde nicht gedrängelt geschweige den gehupt. Bei jeder «Stop» Tafel, ob Sinnvoll oder nicht, wurde stehts korrekt abgebremst und das Fahrzeug zum absoluten Stillstand gebracht.
Das Rauchen war zwar nicht grundsätzlich verboten, doch in der Öffentlichkeit einen Platz zu finden ohne ein Rauchverbot Hinweis war beinahe unmöglich. Der Handel und Kauf von Tabakwaren hingegen sei jedoch verboten.
Durch das hohe Vorkommen an Bodenschätzen ist unserer Ansicht nach in diesem Land viel Geld im Umlauf. Deshalb möchten die reichgewordenen ungestört in Aschgabat und am kaspischen Meer dem Luxus frönen. Nur so können wir uns erklären weshalb sich ein so sehenswertes Land reich an Kultur und architektonischen Schätzen dermassen abschottet.

 

Vor dem alten und wohl einzigen nicht weissen Haus, das Hotel Ak Altyn, durften wir auf dem Parkplatz übernachten. Doch noch war Nachmittag 16.00 Uhr und die Sonne brennte mit aller Kraft auf uns nieder. Ein interessierter Turkmene begann mit uns über unser Auto zu sprechen. Als wir uns über die unerträgliche Hitze 48 Grad beklagten, versicherte er uns, in der Nacht würde es schon herunter kühlen, auf 38 Grad. Danke!!
Für eine klassische Stadtbesichtigung war es einfach zu heiss. So suchten wir zuerst den Russenbazar auf, in der Hoffnung Geld zu wechseln und Zigaretten zu kaufen. Am Rande des lebendigen Bazars fanden wir einen Typ welcher uns hinter der Theke beides aushändigen konnte. Etwas ausserhalb der Stadt auf einem kleinen Hügel erhielten wir eine schöne Übersicht über all die absurden Denkmäler der Stadt welche wir in einer kleinen Stadtrundfahrt aufsuchten. Als die Dunkelheit über die Stadt viel, wurde alles mit wechselnden Farben kitschig beleuchtet.

 

So liessen wir die für uns unreal und auch schnell langweilig wirkende Stadt hinter uns. Mit genügend Trinkwasser bepackt machten wir uns auf in die Wüste Karakum. Die Strasse wurde mit jedem Meter schlechter und der Fahrtwind immer wärmer. So erreichten wir zu unserer Enttäuschung den Ort Darvaza viel zu spät um den sandigen Weg bis zum Krater noch zu bewältigen. Auch die Polizisten der angrenzenden Station rieten uns davon ab, stattdessen besorgten sie uns ein Taxi welches uns zum einzigartigen «Tor zur Hölle» führte.
Dieser Krater entstand in den 70er als die Bohrung nach Gas missglückte und die oberste Erdschicht in sich einstürzte. Aus den unzähligen Ritzen entströmte das Gas welches nicht aufzuhalten war. Weshalb das Gas zu brennen begann, kann leider keiner mehr genau sagen. Doch es brennt, seit mehr als 40 Jahren und der Anblick in der Nacht auf diesen über 200m breiten Krater scheint nicht von dieser Welt.

 

Zurück neben der Polizeistation genossen wir den Anblick des unglaublich klaren Himmels und deren abertausenden Sternen. Ohne jegliche Lichtverschmutzung war sogar die Milchstrasse zu erkennen.

 

Am nächsten Morgen brennte uns die Sonne früh aus dem Bett, so zogen wir weiter nach Dashogus. In der Stadt ging dann auch schon unser Wasservorrat zu Ende und wir versuchten Nachschub zu finden. In Turkmenistan ist es kaum möglich als fremder etwas einzukaufen. Alle Häuser sehen gleich aus und Werbetafeln scheinen hier nicht zu existieren. Doch nach langem Suchen und der Unterstützung ortskundiger erhielten wir frisches Trinkwasser. Kurz vor dem Ort Konye-Urgench trafen wir auf der Strasse erneut unsere Freunde Guilhem und Agathe. Wie auch in Aschgabat und in Darvaza begegneten wir ihnen in Turkmenistan jeden Tag ohne uns darüber abzusprechen. So fuhren wir gemeinsam zu der Historischen Stätte kurz vor der Grenze. Nach dem Besuch der Stätte am nächsten Morgen machten wir uns auf zur Grenze nach Usbekistan.

 


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Kommentare: 3
  • #1

    Jacqueline (Donnerstag, 19 Juli 2018 01:59)

    I han dr bricht vom Iran no gar nöd gläse ka! Ez hani grad zwei ufs mol dörfe läse! :) Volls zückerli. Schöns pladoyer für diraner. Ez willi no viel meh das land go bsueche. Aber au lieber mitm auto. So wie er reised, sinder immer näbet dä touriste masse, was sland wohl autentischer macht. Und das 'hölleloch' isch jo dä wahnsinn. Isch sicher nomol grad heisser gsi!

  • #2

    Beat (BRU) (Samstag, 28 Juli 2018 15:11)

    Hallo zäme, mit Intresse han ich euri Reisebricht gläse. tolli Erläbnis und super Bilder, meh chönt grad niedisch werde. Ich frög mich grad, ob ihr jemals wieder luscht händ, zu dä alte Gwohnheite zrückskehre. Ich wünsch eu wieterhin viel Abenteuer, interessanti Begägnige, gueti Gsundheit und wenig Stress.

  • #3

    www.sunny-mobil.com (Dienstag, 07 August 2018 14:28)

    Hoi Zäme, mir hoffed Euch allne gahts guet und de Chäs guet verdaut. Mir stönd jetzt vorem Pamir-Gebirge und zittered. Hoffe doch sehr, dass es Euses Mobil bis i die luftig höchi vo 4600m schafft. Mir mäldet Eus dänn wieder. Liebs Grüessli Edi + Sonja