Kambodscha - Auf dem alten Khmerpfad

 Den Grenzübertritt nach Kambodscha verlief wie erwartet chaotisch und unorganisiert. Jedoch nicht die kambodschanischen Beamten schienen den Ablauf nicht zu beherrschen, eher die Thailändischen. Nachdem unsere Personenkontrolle reibungslos ablief, wurden wir für die Ausfuhrpapiere des Autos 2 Mal im Kreis geschickt, von Schalter 9 zu 2 weiter zu 5 danach dieses Spiel nochmals, bis wir schlussendlich vom Häuschen 1 den nötigen Stempel erhielten, doch das Häuschen 2 (welches uns zuvor sofort an Häuschen 1 weiter wies) wurde mehrfach zur Beratung aufgesucht. Man kann einfach nicht jedes System verstehen.

 

Über eine kleine Brücke erreichten wir das Areal von Kambodscha. Schnell war das Visum im Pass und unser CDP wurde ohne grosse Gegenwehr bearbeitet. Auch hier gab es endlose Listen an Dokumenten welche man angeblich im Voraus in der Hauptstadt von Kambodscha beantragen hätte sollen. Doch von alle dem war Heute und Hier gerade nichts gefordert worden.

 

Ein riesiger Unterschied zu Europa welcher wir immer wieder beobachten konnten, die Auslegung und Umsetzung der Gesetze.

 

So tauschten wir unsere Dollar in der nächsten Wechselstube zu Riel und versuchten im Shop nebenan eine SIM-Karte zu erwerben. Die Verkaufsfähigkeiten haben sich während den letzten 4 Monaten nicht markant verändert. So galt es auch hier, dem Verkäufer jede einzelne Info und jedes bessere Angebot mit viel Geduld aus der Nase zu ziehen.

 

Die Gestaltung der Landschaft veränderte sich sofort. Die Felder wurden zunehmend kahl und trocken. Die Anzahl der Palmen und Bäume nahm schlagartig ab und die Strassen schlängelten sich durch die hügelige Landschaft. Kurz darauf kamen uns die ersten Piaggio-TukTuk, beladen mit Touristen entgegen. Unsere erste Stadt Battambang stand vor uns. Nachdem wir die Gewissheit hatten, eine Fahrzeugversicherung ist weder Pflicht noch kurzzeitig erhältlich, liessen wir das erste Mal davon ab eine Versicherung für den Bus abzuschliessen.

 

Mitten in der Stadt fanden wir ein hilfsbereites Hotel welches uns auf ihrem bewachten Parkplatz übernachten liess. Viele Einheimische Reiseführer zeigten starkes Interesse an unserem Bus. Wiederholt warnten diese uns vor dem wildcampen, doch wieviel Bedeutung man diesen Aussagen schenken sollte, war uns noch nicht klar. Auch wurde uns freundlich erklärt, der Ausdruck "Barang" bedeute Freund. So viel Grundkenntnisse besitzen wir inzwischen um zu wissen das "Barang" nicht nur eine liebevolle Benennung von uns Langnasen ist.

Am nächsten morgen früh, besuchte Ädu ziemlich fluchtartig und unfreiwillig die Böschung am Fluss, auch die nahegelegene Toilette in der Lobby fand seinen Nutzen. Der kurze Spaziergang durch die Altstadt verbesserte Ädus Zustand in keiner Weise. Ohne lange zu zögern bezogen wir ein klimatisiertes Zimmer mit Toilette. Auch Ale genoss die Vorzüge des Hotels inklusive Pool.

 

Mit neuer frische starteten wir tags darauf einen gemütlichen Ausflug. Im Süden der Stadt liessen wir uns mit dem Bamboo-Train über die lauten Schienen ins Grüne schieben. Nach einer kurzen Kaffeepause am Kamping Puoy Reservoir warteten wir gespannt auf den abendlichen Ausflug der unzähligen Fledermäuse aus ihrer Höhle.

 

Wir waren erstaunt über die Kreativität der Kambodschaner. So waren dies zwei wirklich einzigartige Angebote welche sie zu vermarkten wissen.

Am nächsten Morgen verliessen wir die sympathische Stadt und folgten der langanhaltenden Baustelle bis nach Siem Reap. Noch immer waren wir uns über die Sicherheitslage in Kambodscha nicht klar, in einer Stadt ist sowieso immer mehr Vorsicht geboten. Also suchten wir den, durch andere Reisende empfohlene, Platz direkt vor der Touristenpolizei auf. Wir waren nicht die einzigen welche dieser Empfehlung folgten, so trafen wir auf Astrid und Christian aus Österreich welche ihre dreitägige Tour durch Angkor gerade hinter sich gebracht hatten.

 

Angkor war die Hauptstadt des Khmer Reiches während den Jahren 800-1200 n.Chr. Heute bestehen nur noch die grossen Tempelanlagen der einst belebten Stadt. Während die einen Anlagen zerfallen im Dschungel durch die Verschmelzung mit der Natur überzeugten, strahlten die anderen mit ihrer Grösse und der teilweise gut erhaltenen Wanddekoration.

 

Ein weiteres Mal zeigte sich der Vorteil vom eigenen Fahrzeug, oder mehr des fahrenden Zuhauses. An den grossen Seen und in den Wäldern von Angkor fanden wir immer wieder ruhige Plätze um den Rundgang angenehm zu gestalten. Trotzdem nutzten wir die Ausrede, freier Sonntag, um unserem Drei-tägigen Kulturausflug einen Ruhetag zu gönnen. Am Montag besuchten wir dann spät nachmittags noch den bekanntesten aller Tempel, den Angkor Wat.

 

Wer nach Kambodscha reist wird an dieser Superlative, dem UNESCO Weltkulturerbe Angkor nicht vorbei kommen. Die gut erschlossene Lage der Tempel, macht diesen Ort für viele Reisende zu einem Muss. Auch wir hatten uns zu diesem eher teuren Kulturausflug verleiten lassen. Zweifelslos waren die Tempel mit ihrer atemberaubenden Grösse ein einzigartiger Anblick. Während wir verzweifelt versuchten die Stimmung dieses geschichtsträchtigen Ortes zu spüren, das alter der Bauwerke probierten zu begreifen und das Spiel zwischen Natur und Leben beobachteten, war die Ablenkung der Touristenmasse einfach zu gross. So beschäftigten sich die meisten Besucher mehr mit der besten Position um ein Selfie zu erzielen, sowie die Qualität der neusten Fotokamera oder die richtige Plattform um die Erlebnisse zu präsentieren. Uns wurde erneut klar, in welcher privilegierten Lage wir uns befinden. Wir haben die Zeit all die Eindrücke zu realisieren und diese bewusst aufzunehmen.

Da sich der Platz vor der Touristenpolizei als den perfekten Campingplatz (inkl Dusche, WC, Internet, ruhig und trotzdem unterhaltsam) erwies, fanden wir wenig Gründe um uns schnellstmöglich weiter zur bewegen. Auch die Gesellschaft der beiden Österreicher kam uns sehr gelegen. Während wir in der ersten Hälfte unserer Reise kaum Ruhetage hatten, geniessen wir nun die stressfreie Zeit umso mehr. So blieben wir im Ort Siem Reap und besuchten zur Abwechslung zwei unterschiedliche Schulen. Ausserhalb der Stadt bemüht sich ein Kambodschaner für ärmere Kinder den kostenlosen Englischunterricht zur Verfügung zu stellen und bei Apopo wurden afrikanische Ratten zu Minenspürnasen ausgebildet.

Nach einer erholsamen Woche und einer neuen Schramme an unserer Heckstossstange (das Verhältnis des Ladegewichts und der Bremskraft der Motorräder stimmt halt nicht immer überein) folgten wir der alten Khmer Strasse Richtung Osten. Da diese Strasse Heute kaum noch genutzt wird, verschlechterte sich der Zustand zunehmend. Knapp 20 km vor dem Ziel, dem Preah Khan, umschloss uns der dichte Wald zunehmend, sodass wir gezwungen waren, den Umweg von 150km anzutreten. Leicht enttäuscht fuhren wir über die staubige Piste zurück und versuchten den Preah Khan von Osten her zu erreichen. Doch ein weiteres Mal blieben wir auf der unbefahrbaren Piste, im teilweise niedergebrannten Walde, hängen. Auf den dritten und letzten, den offiziellen Weg zum Tempel verzichteten wir. Denn nicht der Tempel an sich war unser Ziel, mehr das Erlebnis der abgelegenen Dörfer und die Begegnung mit den Bewohnern.

So zog es uns immer weiter in den Norden. Schon während der Laos-Zeit war das Grenzgebiet mit den 4000 Inseln im Mekong immer wieder Thema, doch die defekten Bremsen hinderten uns den weiten Weg anzutreten. Nun hatten wir Zeit diese Region von Kambodscha aus zu besuchen. Im kleinen Ort Preah Rumkel fanden wir schnell einen gemütlichen Platz bei einer netten Guesthouse-Besitzerin. Da die europäischen Touristen in diesem Ort noch immer eher selten sind, standen wir ständig unter Beobachtung. Auch der Fakt das wir unsere Mahlzeiten teilweise selber zubereiteten, weckte die Neugier der Anwohner. So wurde Ale’s Salatkreation genaustens unter die Lupe genommen, während die Köchin nebenan genüsslich ihr Messer auf den Schlachtbock schlug.

Einer der Bootsbesitzer machte das Angebot, uns den Fluss hinauf nach Laos zu führen, um die Wasserfälle zu besichtigen. Er versicherte uns, dass überqueren der grünen Grenze sei hier kein Problem, es befände sich niemand in diesem Wirrwarr aus Flussarmen. Gerade mal knapp 100m nach Abfahrt entdeckten wir die erste Militärgruppe auf einer kleinen Insel stehen. Der Bootsfahrer lächelte lediglich und bestätigte unsere Vermutung der Militäruniform. Trotzdem zog er weiter dem Fluss entlang, bis wir die ersten unüberwindbaren Stufen erreichten. Über die felsigen Inseln kletterten wir auf die höhere Ebene und bestaunten die weite Fläche welche der Mekong in diesem Bereich eingenommen hatte.

Auf dem Rückweg durchquerten wir den Aufenthaltsort der Mekong Delphine. So liessen wir uns dieses Stück vom Fluss treiben und beobachteten immer wieder das Auftauchen der seltenen Tiere.

 Als wir vor über 3 Monaten das riesige Land China verliessen, waren wir uns nicht immer im Klaren ob wir China wirklich hinter uns gelassen hatten. Gigantische Baustellen unterbrachen die wilde Natur von Laos. Es war selten ein Geheimnis, das China die treibende Kraft war, welche Verkehrswege und Energieprojekte aus dem Boden stampft. Laos war im Wandel, was uns auch hier, in Preah Rumkel, mit gemischten Gefühlen erzählt wurde. Der riesige Damm gegenüber, welcher nun kurz vor der Vollendung steht, zwang die Delphine ihren ursprünglichen Aufenthaltsort zu verlassen. Noch sind sie zwar in der Nähe dieses abgelegenen Touristenortes. Doch die Angst ob die seltenen Tiere an ihrem neuen Ort eine Überlebenschance haben sei umstritten.


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Kommentare: 2
  • #1

    C + E (Sonntag, 10 März 2019 22:43)

    Es ist immer super Eurer Berichte zu lesen!!

  • #2

    Zio e zia (Montag, 11 März 2019 06:39)

    Ha grad während 1 1/2 stand brichte gläse mit ciel interässe u mängisch io träne i de orge!das sicher nume wüll ig öich nid cha umarmig!�������������