Kirgistan - Urlaub von der Reise

Der Grenzübertritt nach Kirgistan war für uns ein sehr schönes Erlebnis. Der usbekische Beamte welcher unser Fahrzeug kontrollierte verabschiedete uns wehmütig und erkundete sich über unsere Zufriedenheit in seinem Land. Vor dem Schalter der Personenkontrolle, standen unzählige Menschen in einer Reihe. Der Anblick glich einer Flüchtlingswelle. Nach unserem Verständnis, eine Folge der traurigen Ereignisse von 2010 in Osch und Dschalalabad. Doch von den anstehenden Menschen erhielten wir freundlich den Vortritt und wurden mit einem Lächeln weiter gewiesen. Etwas verlegen über den VIP Status waren wir doch sehr dankbar über die extrem verkürzte Wartezeit (denn unser Busfenster stand noch immer offen).
Auf der kirgisischen Seite wurden wir vom Zollchef höchstpersönlich in Empfang genommen. Nach der Personenkontrolle, (wir wurden wieder in der Reihe sofort vorgelassen) stand uns die Fahrzeugeinfuhr bevor. Während Ädu sich in den Büros um Kopien, Geldwechsel und Stempel kümmerte, kehrte Ale zum Bus zurück und unterhielt sich mit dem Zollchef. Über eine Stunde plauderten sie über diverse Länder und deren Schönheiten. Sie zeigte ihm das Schweizer Bilderbuch und philosophierte über Gott und die Welt.
Mit allen Papieren in der Tasche kehrte Ädu zum Bus zurück. Der Zöllner bedankte sich für seine gratis Englischlektion, welche ihm für die bevorstehen Prüfung sehr gelegen kam.  

 

 

 

So standen wir knapp 2 Stunden später ohne Fahrzeugkontrolle in der Stadt Osch, unser Urlaub kann beginnen!
Kurz darauf begegneten wir Mario, ein Deutscher welcher sein VW Bus in Pakistan kaufte und nun zurück nach Deutschland reist. Er gab uns den Tipp zu Tes-Guesthouse zu kommen und mit ihm und den anderen Reisenden zu verweilen. Schnell stellte sich heraus, wir sind nicht die einzigen welche dauernd etwas am Fahrzeug zu reparieren hatten. Doch unsere Probleme waren bis heute (zum Glück) nur kleine Probleme. So nutzen wir die gute Infrastruktur und begannen am nächsten Morgen unsere Tür zu zerlegen, in der Hoffnung den Scheibenmechanismus irgendwie zu reparieren. Der unnütze Kleber beschäftigte uns zusätzliche 2 Stunden bis wir diesen vorsichtig entfernt hatten. Am späten Nachmittag waren wir soweit die zerbrochenen Teile wieder zu verschweissen, was auch in kürzester Zeit erledigt war. So nutzen wir den restlichen Tag um uns gleich ans nächste Problem zu hängen, der Kühlschrank. Dieser hat seit längerem keine Kühlleistung mehr. Unsere Vermutung liegt beim schlechten Gas und die damit verbundene schlechte Verbrennung. Wir hatten die Küche für den alltäglichen gebraucht gebaut, doch wartungsfreundlich ist sie keinesfalls. So bauten wir beinahe die komplette Küche auseinander um den Brennraum des Kühlschrankes zu reinigen. Weitere 5 Stunden waren wir beschäftigt, bis wir spät abends alles wieder eingebaut und in Betrieb genommen hatten. Doch die Mühe hatte sich gelohnt.

 

Mit komplett funktionierendem Fahrzeug machten wir uns am nächsten Morgen auf in Richtung Norden. Schon bald erhoben sich kleine Hügel, immer mehr bildeten sich Seen und die Strasse führt uns immer weiter hinauf. So erreichten wir den ersten Pass und den vor uns liegende Tien Schan Highway. Auf über 3000 müM erhielten wir dann auch die lang ersehnte Abkühlung. Zwischen all den Pferdeherden welche neben den zahlreichen Jurten weiden fanden auch wir ein ruhiges Plätzchen wo wir uns bei 15 Grad eine angenehme Nacht «unter» der Decke gönnten.

 

Bevor wir uns durch die felsigen Berge hinab ins warme Tal schlängelten erreichten wir unseren neuen Höhenrekord, den Töö Pass (3586müM).

Kurz vor Bischkek begann unser Bus unruhig zu husten. Ein kurzer Blick ins Serviceheft zeigte uns, weitere 6000km sind gefahren und dies unter staubigsten Umständen. So liessen wir uns vom Bus zu einem Zwischenstopp im nächsten Dorf überreden. Etwas ausserhalb fanden wir einen Farmer welcher uns erlaubte auf seinem Feld zu übernachten. Am nächsten Morgen wurden wir mit frischem Brot und Tee in seinem Wachhäuschen verwöhnt. Zurück im Dorfzentrum fanden wir ein schattiges Plätzchen und begannen den Motor gründlich zu reinigen. Zwei neugierige Männer gesellten sich zu uns und beobachteten gespannt unsere Arbeit. Nach gut 3 Stunden kam der grosse Moment und der Motor konnte gestartet werden. Nicht wie erhofft, hustete er noch immer. Nun war die Ursache jedoch gut zu erkennen, die Dichtung des Vergasers hat seinen Dienst quittiert. Auch unsere Zuschauer erkannten das Problem und eilten schnell davon. Mit einer dicken Filz-Papier-Matte kehrten sie stolz zu uns zurück. Sie erlaubten uns jedoch nicht diese im Park zu wechseln. Stattdessen führten sie uns zu ihnen Nachhause wo wir zuerst so richtig gestärkt wurden. Mit frischer Energie war die Dichtung bald gewechselt und der Motor schnurrte erneut wie ein Kätzchen.

 

Noch am selben Abend machten wir uns auf zum 30km entfernten Burana. In der Abendsonne genossen wir die traumhafte Sicht auf die Berge und die speziellen Steinfiguren.

 

Mit geringen Anstrengungen erreichten wir den zweit grössten Bergsee der Welt, den Issyk Kul. Um unserem Urlaub gerecht zu werden, liessen wir uns Wiederholt an den schönen Stränden nieder und genossen die Zeit mit der immer wieder neuen Aussicht auf das blaue Wasser. Die Nächte wurden angenehm kühl sodass wir endlich unseren fehlenden Schlaf zurückgewinnen konnten. Auch die Lust auf warme Mahlzeiten kehrte mit den normalen Temperaturen zurück.

 

Doch ein Highlight konnten und wollten wir uns trotzdem nicht entgehen lassen. So verliessen wir die gute Strasse ins Landesinnere zu den «märchenhaften Hügeln». Wir schlenderten durch die farbenprächtigen Lehmhügel und liessen uns von der unwirklichen Gegend verzaubern. Zurück beim Bus ertappten wir eine Gruppe Einheimischer welche für ein Hochzeits-Fotoshooting diese schöne Kulisse aufsuchten. Doch anstelle der Hügel zeichnete unser Bus den Hintergrund. Die Freude über dieses für sie einzigartige Accessoire war so gross sodass wir sie nicht davon abhalten wollten. Stattdessen positionierten wir den Bus in die Sonne und öffneten die Türen. Nach einer guten Stunde und etlichen Fotos erhielten wir die Erlaubnis unsere Fahrt aufzunehmen.

 

In Karakol besuchten wir die sehr spezielle Mosche welche eher einem buddhistischen Tempel glich als einer typisch muslimischen Gebetsstätte, von denen wir nun Weissgott genügend gesehen haben. In dieser Stadt gab es eine weitere Gebetstätte welche besichtigt werden musste. Eine hölzerne russisch-orthodoxe Kirche. Nun beginnen sich diese beiden Religionen zu vermischen und uns wurde klar, wir nähern uns immer mehr dem russischen Territorium.

 

Noch einmal nahmen wir den holprigen Weg unter die Räder und suchten das freundliche Hippie-Camp am See auf. Wirklich abgeschieden und nur über einen Feldweg zu erreichen, versteckten sich diese Gruppe aus 7 Leuten aus aller Welt. Mit einfachsten Mittel haben sie sich ein kleines Paradies aufgebaut indem sie Touristen in Tipis unterbringen. In einer grossen Outdoor-Küche bereiten sie jeden Tag 3 vegetarische Mahlzeiten für ihre Gäste zu, welche gemeinsam am grossen Tisch gegessen werden. Dies war genau der richtige Ort um unsere Ferien noch einmal zu zelebrieren. Doch die Yogastunde frühmorgens liessen wir ohne unsere Anwesenheit vonstattengehen.

 

So machten wir uns auf den Weg zur kasachischen Grenze. Doch der kleine Grenzübertritt im nord-westen von Kirgistan hat bis heute noch keine asphaltierte Zufahrtsstrasse erhalten. So holperten wir mit gemütlichen 20km/h die Piste entlang. Ein erreichen der Grenze schien unmöglich. So beschlossen wir uns für eine weitere Nacht auf der kirgisischen Seite. Doch einen geeigneten Schlafplatz in der Nähe einer Grenze zu finden ist nicht immer einfach. Aufenthalte in Grenznähe benötigen hier eine besondere Bewilligung und ab welchem Punkt diese verlangt wird ist überhaupt nicht ersichtlich. Ein Dorf gab es weit und breit nicht, lediglich vereinzelt heruntergekommene Häuser und ein paar Jurten. Jede Strasse welche von der «Haupt»strasse wegführte, endete in den engen Tälern welche zu Nahe an der Grenze lagen. Nach langem suchen fanden wir einen Pfad welcher uns direkt neben der Strasse zum Fluss hinunter führte. Wir erhofften uns dort ein Platz welcher von der Strasse nicht sichtbar war. Der Weg war steinig und steil, doch wir hatten keine Wahl und schlitterten langsam hinunter. «Da wird uns morgen schon einer hoch helfen!» war unser Gedanke. Mit dem Einbruch der Dunkelheit kam auch der Regen. Nun war für uns klar, diesen Pfad schafft unser Bus niemals aus eigener Kraft hoch. Doch am nächsten Morgen zeigte sich unser gewählter Platz von seiner schönsten Seite. Dies gab uns den nötigen Antrieb uns zurück auf die Hauptstrasse zu begeben. Während Ädu den Bus auf der Weide warmlaufen liess, begann Ale den Pfad von losen und spitzen Steinen zu befreien. Mit genügend Anlauft kämpfte sich unser Bus nicht annähernd am Ende seiner Möglichkeiten den Weg hinauf. Überaus erstaunt über die Leistung unseres Busslis durften wir den Weg zur Grenze wieder unter die Räder nehmen. Auch die letzten paar Kilometer vor der Grenze blieb Kirgistan seiner Ursprünglichkeit treu. Immer wieder begegneten wir Kühen welche ungestört der Nahrungsaufnahme nach gingen oder Pferde welche über die Wiesen galoppieren, manchmal aus eigenem Interesse, manchmal um deren Besitzer voran zu bringen. Die kleinen weissen Punkte, die Jurten, gaben dem Bild noch den letzten Schliff.

 

Immer wieder, wenn es die Internet Verbindung zuliess, versuchten wir unsere weitere Reise nach der Mongolei zu planen. Wir hörten von vielen Reisenden über die unverschämt hohen Kosten welche für eine Chinadurchquerung aufgewendet werden müssen. Mit sehr wenig Hoffnung kontaktierten wir trotzdem einen chinesischen Reisebegleiter. Sein Angebot liess uns jedoch neue Hoffnung schöpfen. Es scheint also, als würden wir unserer im Voraus definierten Route folgen und im Winter in Südostasien verweilen.  

 

Nun sind unsere Ferien vorbei und uns erwartet das nächste unbekannte aber bestimmt auch spannende Land Kasachstan.

 

Hiermit wollen wir uns mal wieder für alle eure tollen Kommentare bedanken. Wir freuen uns immer sehr, wenn uns Nachrichten von Zuhause erreichen. Wir hoffen euch auch in Zukunft mit unseren Berichten unterhalten zu können.

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Familie Kuhn (Freitag, 17 August 2018 00:15)

    Oh wow sisch wieder es Gedicht öie Bricht zläse! Bi üs scho Ritual worde,dassi mite Chind ufds Sofa hocke vorvrzelle u sie Bilder luege. Gianna findet immer,das isch schön gäu,de simer fasch o chli drbi� Mir vrmisse öich nämlech scho. U Kuscheltier si zu ständige Begleiter vode Grosse worde. Häbets witr guet. Häbetnech sorg! Mir fröie üs scho ufe nächst Bricht!