Armenien

Nach über einer Woche in der Stadt Tiflis waren wir wirklich froh endlich wieder zu fahren. Die Grenze nach Armenien passierten wir in knapp einer Stunde, ohne weitere Probleme. Nach dem wir alle Steuern bezahlt hatten und auch die überteuerte Versicherung für unser Fahrzeug abgeschlossen hatten rollten wir auf armenischen Strassen los. An diversen Klöstern vorbei, führte der stark beschädigte Weg uns durch die Berge von Lori. Der Regen machte das Erkennen der grossen Schlaglöcher unmöglich. Mit stark reduzierter Geschwindigkeit erreichten wir den Sewansee. Bei wunderschönem Sommerwetter genossen wir den nächsten Tag am See (1900 m.ü.M). Doch die Zeit drängte, wir hatten nur eine Woche für Armenien eingeplant, viel zu wenig.

 

So fuhren wir weiter in Richtung Jerewan, als wir zu einem Autounfall trafen. Im kleinen Minibus welcher quer über die Strasse Richtung Tankstelle geschleudert wurde sassen Touristen. Obschon viele Menschen zur Hilfe eilten fühlten auch wir uns verpflichtet unser Bestes zu tun. Zu ihrem Glück standen alle nur unter Schock. Lediglich der Fahrer hatte Schnittwunden im Gesicht. Mit unseren warmen Jacken, Wasser und Tüchern konnten wir für die erste Versorgung helfen. Für die betroffenen war es hilfreich eine englisch sprechende Person an ihrer Seite zu haben. Nachdem alle mit den Krankenwagen weggebracht wurden machten auch wir uns, leicht verwirrt, zurück auf den Weg. Nachdem unser Motor nach knapp 40km keine Geräusche mehr von sich gab, kam uns in den Sinn, dies war doch unserer Tankstelle an der wir tanken wollten! So stellte sich Ädu gezwungenermassen auf die andere Strassenseite und liess sich per Autostopp zurück zur Tankstelle fahren. Mit 2 Liter im Tank rollten wir sparsam den Berg herab, an diversen Tankstellen vorbei welche nur Gas verkauften. In Armenien wurde so ziemlich jedes Auto auf Gas umgebaut. Kurz vor der Stadt Jerewan dann die erlösende Tankstelle. Anschliessend stellten wir fest, die Tankstellen auf dem Land sind zu 90% Gas und die Tankstellen in der Stadt zu 90% Benzin/Diesel. Denn als wir am Abend unsere Gasflasche betanken wollten suchten wir über eine Stunde bis wir endlich wieder bereit waren einen Kaffee zu kochen. Dies war dann jedoch nicht mehr nötig, denn Harut hat uns auf der Strasse angetroffen. Seine Familie forderte ihn auf uns nach Hause zu bringen. Schon bald war der Tisch überstellt mit Essen während die Schwester uns mit Fragen überschüttete. Es war eine sehr sympathische und hilfsbereite Familie bei der wir uns von Anfang an sehr wohl fühlten. Auch seine Unikollegen wollten uns kennen lernen. So fuhren wir gemeinsam in die Stadt und liessen unser Zuhause bewundern. Nach der kleinen Busparty liessen wir den Abend in einer gemütlichen Bar bei einer Limonade ausklingen, während Ädu am Cajon und Harut am Klavier für gute Stimmung sorgten.

 

Die Begegnung mit diesen jungen Menschen bestätigte unseren Eindruck welchen wir am Nachmittag beim Besuch der Stadt schon erhalten hatten. Eine junge und sympathische Stadt in der der Geist der kürzlichen Revolution noch nachhallt.

 

Direkt neben unserem Schlafplatz befand sich die Gedenkstätte für den Völkermord an den Armeniern. Mit Blick auf den Ararat und der traurig stimmenden Musik welche über den grossen leeren Platz hallte, wurde das Elend, welches dieses Volk ertragen musste, klar vermittelt. Dies war ein Moment welcher uns sehr berührte. 

 

Trotz dem engen Zeitplan machten wir den Abstecher zum Sonnentempel in Garni und dem Höhlenkloster in Geghard. Im kleinen Dorf Gokhit gönnten wir uns eine Nacht auf einem der wenigen Campingplätze von Armenien. Da dieser Platz von einer Holländerin aufgebaut und geführt wurde, war er in einem so perfekten Zustand, dass wir uns für diese kurze Zeit zurück nach Europa versetzt fühlten.

Am nächsten Tag eilten wir zurück nach Jerewan und weiter Richtung Süden. Den einzigartigen Ararat an unserer rechten Seite fuhren wir der türkischen Grenze entlang. Wir verliessen die gut ausgebaute Schnellstrasse Richtung Kloster Chor Virap wo wir eine Pause machen wollten. Kurz vor dem Kloster stauten sich plötzlich die Fahrzeuge. Wir vermuteten erneut einen Unfall. Ädu begab sich mit der Menge ins Zentrum des Getümmels. Keine beschädigten Fahrzeuge, keine verletzten Menschen, nur querstehende Autos und wild herumbrüllende Männer. Das es sich hier um eine Strassensperre handelte, wegen einem Streit zweier Familien, wurde Ädu von einem aufmerksamen Beteiligten erklärt. Mit dieser Erklärung hiess er ihn Willkommen in Armenien, dies sei hier so üblich.
Nachdem wir also unsere Pause inmitten der spannenden Strassensperre verbrachten kehrten wir zurück auf die Schnellstrasse.

 

Aus der Berglandschaft im Norden, welche mit grossen, grünen Laubbäumen überwachsen war, erreichten wir nun die trockenen kahlen Hügel. Nur noch wenige grüne Felder waren zu sehen und die Strasse führte uns immer weiter der «Grenze» von Berg Karabach entlang. Irgendwo am Strassenrand sammelten wir den Stöppler Luis auf, ein junger Typ aus Barcelona. Gemeinsam suchten wir uns einen gemütlichen Platz und liessen uns von ihm, als Dank, bekochen.
Am nächsten Morgen in Kapan trennten sich leider unsere Wege schon. Wir hatten noch diverse Sachen zu erledigen bevor wir uns zur Grenze begeben konnten und Luis konnte nicht schnell genug vorankommen, denn seine Freundin erwartete ihn in Tehran.

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Kevin & Linda (Dienstag, 24 Juli 2018 22:38)

    Wieder super spannend - und schön die Einladung der Familie von Harvt!���