Schweiz - die Reisepause von Ale

 

Der Flug war lange, einengend und für mich (Ale) ein extremes Gefühlschaos.

 

Doch in Zürich angekommen, wartete meine Schwester Jac und Ihr Mann sehnsüchtig auf meine Ankunft. Die Freude über das Wiedersehen war riesig. Das Verlangen nach einer Zigarette (nach 12h Flug) zog mich jedoch schnell in die klirrende Kälte der Nacht. Zu meiner Überraschung wartete Tinu und Täne (welche uns durch Griechenland begleiteten) vor dem Eingang und vervollständigten mein Gefühl Zuhause zu sein.

Mit warmen Jacken und Pullis von Jac bepackt machte ich mich auf den Weg zu meiner zweiten Zwischenunterkunft. In Heimberg traf ich auf Ädus Familie und weitere Freunde.

Trotz Kälte liess ich mir einen Spaziergang durch den matschigen, kahlen Wald nicht nehmen. Ich genoss alleine einen bekannten Weg zu gehen. Das Wasser der Aare schien mir so klar wie nie zuvor, der Anblick der verschneiten Berge des Berner Oberlands überwältigte mich, noch heute. Doch auf dem Weg durch die Wohnquartiere traf ich auf einen gepflegten Gehweg, daneben thronte stolz ein Schild mit der Aufschrift " Privatweg: Unbefugtes Betreten verboten. Wir erstatten Anzeige". Ich habe schon lange kein so unwillkommenes Schild mehr gesehen. Ich gebe es zu, vielleicht konnte ich es auch einfach nie lesen. Doch die Drohung nahm ich persönlich und lief enttäuscht vorbei.

 

Im Coop liess ich mich durch die prall gefüllten Regale treiben. Nichts hielt mich auf all die leckeren Dinge in meinen Wagen zu werfen, ausser die Frage welche wir uns seit 9 Monaten immer wieder beim Einkaufen stellten, was brauchen wir wirklich? Kurz bevor mich die Flut der köstlichen Dinge, die einzigartigen Topangebote zur Völlerei verführten, bezahlte ich meine kleine Flasche Rivella und verliess den Supermarkt. So genoss ich stattdessen die wertvolle Gesellschaft und lockeren Gespräche mit meinen Freunden. Dies war das einzige was ich während der Reise nie richtig kompensieren konnte.

 

Nur mit einem kleinen Beutel, gefüllt mit den nötigsten Anziehsachen, pendelte ich zwischen Spiez, Thun und Bern umher. An den Bahnhöfen erhielt ich den Eindruck, während die Umgebung im Zeitraffer an mir Vorbeizog, kam ich nur langsam voran. Völlig gelöst vom Termindruck schlenderte ich durch die Gassen der hell beleuchteten Geschäfte. Die weissen Lichter der Autoscheinwerfer reihten sich geordnet hintereinander und gemeinsam flossen diese an den funktionierenden Ampeln vorbei. Kein Hupen und keine individuellen Fahrmanöver überraschten das geregelte Bild welches die verstopften und engen Hauptstrassen zeigte. Ich sehnte mich nach all den vorhersehbaren Situationen und nun schienen sie mir so Fremd und Unreal.

Auch den Besuch bei meinem Arbeitgeber und den Kollegen liess ich mir nicht nehmen. Die Freude über mein Erscheinen und die baldige Rückkehr war gross.

 

Die Weihnachtstage verbrachte ich gemütlich mit meiner Familie. In der Ostschweiz besuchte ich meine Nonna, welche mir stolz erzählte wie sie meiner Reise immer mit viel Interesse und Freude folge. Auch meine Eltern waren sichtlich erleichtert, ihre Tochter endlich wieder in der Nähe zu haben.

 

Während der Zeit in der Schweiz erkannte ich, wie sehr wir uns von unbewussten Zwängen und selbstverständlichen Gewohnheiten distanziert haben. Wie alltäglich es wurde, Entscheidungen zu treffen oder Probleme zu lösen. Auch lernten wir Situationen und die Köpersprache zu beobachten und zu lesen.

 


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