Thailand - Ädu alleine unterwegs

 

Nach der Reinigung aller Einzelteile und dem Einsetzen der neuen Lager war unser Motor auch schnell wieder zusammengebaut. Die Mechaniker gaben sich grösste Mühe den Anforderungen ihrer pingeligen Schweizer Kunden zu genügen. So wurde für uns, auch bis spät in die Nacht gearbeitet. Als sich Ale am Sonntagmorgen von allen verabschiedete, hatte unser Motor schon die ersten Minuten auf dem Prüfstand hinter sich gebracht. Gemeinsam erreichten wir die nahegelegene Zugstation welche uns nach 9 intensiven Monaten voneinander trennen wird. Ein ungewohntes Gefühl. Doch die bevorstehende Zeit wird uns bestimmt auch eine aufregende Erfahrung bieten. Sei es die Rückkehr in die kalte Heimat oder die Vor- und Nachteile des Alleinreisens.

 

Damit ich (Ädu) nicht noch einen Tag länger in Bangkok bleiben musste wurde auch den ganzen Sonntag durchgearbeitet. Am Abend war alles eingebaut und unser Bussli hat seine Thaimassage anscheinend mit Happyend überstanden. Bei Bier und Thaiboxen liess ich den Sonntag mit den angestellten in der Garage ausklingen.

 

Mit der neuen Woche kam dann auch die erste Herausforderung. Alleine mit dem Auto durch Bangkok. Das Navi war mit den vielspurigen Strassen und mehrstöckigen Kreuzungen überfordert, deswegen kaum zu gebrauchen. So löste ich das Problem altmodisch. Dank dem Linksverkehr konnte immer, ziemlich einfach den Fahrer neben mir nach dem Weg fragen. Auf geringfügigen Umwegen erreichte ich die Stadt Kanchanaburi. Hier ging alles etwas ruhiger zu und her als in der Hauptstadt. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Barstrasse lies ich mich in einer gemütlichen Reggae-Bar nieder. Schnell kam ich mit der Dorfjugend ins Gespräch, was anfänglich eher einem Verhör glich. Alleinreisende Männer suchen doch nur das eine in Thailand und mit Sicherheit wolle ich ihnen weis machen, ich sei in meiner Heimat reich und berühmt. Ich konnte sie vom Gegenteil überzeugen und wir hatten anschliessend eine lustige Nacht zusammen.

 

Mit etwas Kopfschmerzen besichtigte ich die Brücke am Kwai, welche durch den gleichnamigen Film ihre Berühmtheit verdankt. Unter menschenunwürdigen Bedingungen wurden Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene im zweiten Weltkrieg von den Japanern gezwungen, diese Bahnstrecke zu bauen. Am Hellfire Pass informierte eine eindrückliche Ausstellung über die Ereignisse. Hier kann man über das ehemalige Bahntrasse durch den Dschungel wandern. Die tiefe Schneise im Felsen, bei welcher auch nachts bei Feuer gearbeitet werden musste, verlieh dem Pass seinen Namen. So schön wie die Landschaft, so bedrückend ist dieser Weg wo viele Menschen ihr Leben lassen mussten.

 

An der Bar, an der ich mir abends zuvor einen Absacker gönnte, wurde ich morgens gleich vom Chef zu Kaffee und Frühstück eingeladen. Er besitzt auch einen Bus, welcher er gerade restauriert. Als er von meinen weiteren Reiseplänen hörte, griff er sofort zum Telefon und meldete mich bei seinem Freund ungefragt in dessen Guesthouse an. Als ich dort ankam wurde ich gleich herzlich in Empfang genommen. Park und seine Mutter Krupong führen hier ein kleines schwimmendes Guesthouse auf dem Fluss. Am Nachmittag zeigte mir Park auf seinem Bambusfloss die Umgebung. So genoss ich sitzend die Fahrt über den ruhigen Fluss. Unerwartet sprang mein Bootsführer hinter mir auf und schrie fuchtelnd «Schbaida, Schbaida!!». Fragend schaute ich zu ihm zurück, dabei entdeckte ich eine Handgrosse Spinne auf meiner Schulter. «Ruhig bleiben Ädu», ging mir durch den Kopf, während er gekonnt den blinden Passagier mit dem Paddel entfernte. Den Rest der Fahrt lachte er herzhaft über die für mich ungewohnte Begegnung, während ich nur froh war von dem Ding wieder runter zu kommen. In der Abenddämmerung fuhren wir zum nahegelegenen Damm, anschliessend verwöhnte uns Krupong mit einem ausgiebigen Abendessen. Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich nach dem Frühstück. Die zwei haben mich richtig Umsorgt und gaben mir das Gefühl als Freund zu Gast zu sein.

 

Am linken Ufer des Srinagarind Stausees entlang führte mich die Strasse zu den Huay Mae Khamin Wasserfällen, eine richtige Oase. Über mehrere Stufen bilden die Wasserfälle immer wieder Becken die zum Baden einladen. Keine Touristen verirren sich in dieses abgeschiedene Idyll. Einzig ein paar Einheimische kommen mit Familie und Freunde zum grillieren. Das gefiel mir so gut, dass ich gleich mehrere Nächte blieb.

 

Im Gespräch mit Einheimischen erfuhr ich über eine Fähre, die einem nicht weit von hier über den See bringen soll. So trieb es mich weiter Richtung Norden. Schon bald wurde die Strasse schlechter und Thailand zeigte, dass es nicht nur breite ausgebaute Strassen kennt. Ich kämpfte mich mit dem Bus durch den Dschungel, in der Hoffnung, dass es dann auch eine Fähre gibt. Als die Piste im See endete schwamm da seitlich festgebunden eine Art Metallfloss mit Lastwagenantrieb. Der Fährmann startete gleich den Motor und fuhr mit Anlauf Richtung Pistenende. Die Laderampe grub sich in den Dreck während der Kapitän den Fuss nicht vom Gaspedal nahm. Ich schaufelte währenddessen die aufgehäufte Erde weg um den Bus nicht gleich aufzusetzen. Mit Schwung manövrierte ich ihn so auf die Fähre. Kaum vom Gas zog uns die Strömung auch gleich hinaus auf den See. Das durch den Wellengang stark arbeitende Floss liess mich über die Zuverlässigkeit dieser Konstruktion etwas zweifeln. Die nächsten 45 Minuten war ich mir nie ganz sicher ob das mit der Fähre eine so gute Idee war. Auf der anderen Seeseite wurde ich danach auf einer einsamen aber besseren Strasse durch Hügel und Dschungel für das Risiko entschädigt.

 

Weiter wurde die Landschaft immer flacher, betriebsamer und urbaner. So fuhr ich bis ans Meer, wo ich eine ruhige Nacht hatte. Beim relaxen am Strand wurde mir die unendliche Toleranz der Thais vor Augen geführt. An diesem Strandabschnitt verbreiteten ausschliesslich Pärchen eine romantische Stimmung. Auf Bambusmatten wurde geflirtet und gegessen. Vor Sonnenuntergang parkierte ein Pickup mit jungen Partygängern und beschallte den Strand über Stunden mit lauter Elektromusik. Niemand schien sich daran zu stören. Im Gespräch mit einem Pärchen sagten mir diese, dass sie das schon nicht als passend empfinden, aber es sei ja nur Musik und der Strand gehöre doch allen.

 

Etwas südlicher in einem Kaffee in Hua Hin sprach mich Martin auf den Bus und die Reise an. Er ist vor 15 Jahren ausgewandert und Betreibt ein kleines Restaurant. Nach einem sympathischen Gespräch lud er mich zum Abendessen in seinem Restaurant ein. Mit Cordon Bleu und Rotwein fühlte ich mich heimisch und wir haten einen schönen Abend zusammen. Am nahegelegenen Strand fand ich einen ruhigen Schlafplatz. Als ich am nächsten Morgen jedoch wegfahren wollte, wurde mir klar, dass ich in der Nacht wohl etwas weit in den Sand gefahren bin. Keinen cm bewegte sich der Bus vom Fleck. Während die Gäste in den Resorts für den Frühsport im Fitnessroom bezahlen, bekomme ich meinen beim Sand schaufeln gratis.

 

Auf der Route Richtung Phuket überraschte die Landschaft mit Palmenplantagen, einsamen Stränden und einer schönen Hügellandschaft.

Die Weltumrundung wurde auch geknackt. Vor genau 40'075 km und 286 Tagen verliessen wir die Schweiz. Auf Phuket angekommen erledigte ich alltägliches. Ich war überrascht von dieser Insel, trotz Hauptsaison fand ich schöne und ruhige Plätze zum Campen. Auf die Ankunft meiner Schwester und ihren Partner Välu, freute ich mich wie ein kleines Kind. So tigerte ich nervös an der Flughafenankunft hin und her, bis ihr Flugzeug endlich mit Verspätung landete. So unwirklich schien es dann auch, als sie plötzlich dastanden. Auf direktem Weg fuhren wir zum Strand, mit Bier und Aussicht gab es viel zu erzählen. Die nächsten Tage nahmen wir es gelassen und genossen die Zeit miteinander mit allen Annehmlichkeiten die ein Ferienparadies so bieten. 3 Tage später kehrten wir zu dritt zum Flughafen zurück um auch Ale in Empfang zu nehmen.


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