Mongolei - Besuch aus der Schweiz

Der Grenzübertritt raus aus Russland benötigte Nerven. Wir erreichten kurz nach dem Mittag das Tor zum Areal, doch dieses war geschlossen. Nach 1.5 Stunden Wartezeit durften wir endlich mit 30 weiteren Fahrzeugen das Areal betreten. Ädu stürmte sofort mit den anderen Fahrern ins erste Bürogebäude. Während dessen wurde Ale aufgefordert das Fahrzeug, vor allem die Kisten auf dem Dach, auszuräumen. So begann sie den Inhalt der Kisten auf dem Boden auszubreiten und öffnete im Fahrzeug alle Schranktüren, in der Hoffnung die Beamten damit zufrieden zu stellen. Als die ersten gelangweilten Zöllner unseren Bus bestaunten nutzte sie die Gelegenheit. Muss der Innenraum wirklich komplett geleert werden? Mit einem kurzen, oberflächlichen Blick über unsere Sachen winkten sie Ale durch. Nochmals Glück gehabt.
Ädu kämpfte sich derweil durch die ungeduldige Menschenmenge zum Schalter. Dank seiner genauen Beobachtung der vorhergehenden Passanten wurde ihm klar, uns fehlt ein Dokument. Nun hiess es überzeugend und stur bleiben. Da wir über Kirgistan in die Zollunion einreisten, fehlte uns das Importpapier des Fahrzeuges. Ädu blieb standhaft und gab den Platz am Schalter nicht frei, sodass der Beamte nach etlichen Telefonaten ihm auf einem anderen Zettel den Ausfuhrstempel abdrückte.
Die Personenkontrolle verlief ohne weitere Komplikationen, so durften wir Russland nach 3 Stunden endlich verlassen.

 

Nach einer kurzen Zigarettenpause ging das Rennen auf der mongolischen Seite weiter.
So erhielten wir eine Stempelkarte mit 6 leeren Felder (3 Einreise und 3 Ausreise). Diese müssen wohl gefüllt werden! Nach dem Ausfüllen des Migrationszettels erhielten wir schon unseren ersten Stempel. Beim nächsten Schalter wurde Geld verlangt, doch wir hatten weder genügend Rubel noch Tögrög in der Tasche. Nach 30min Wartezeit in der internen Bank erhielten wir unsere ersten mongolischen Banknoten und damit auch den zweiten Stempel. Um die Importsteuer zu umgehen, forderten wir die Beamtin auf, unser «Carnet de Passages» auszufüllen. Obschon ihr das Dokument völlig unbekannt war begann sie den Zettel auszufüllen. Ihr System forderte doch weitaus mehr Informationen. Nach einer guten halben Stunde wurde es ihr wohl zu blöde, packte ihre Sachen und lief davon. Diese Dame sahen wir nie wieder. Eine weitere nahm sich uns an und versuchte die fehlenden Informationen von uns zu erhalten. Kurze Zeit später war auch der 3. Stempel auf unserem Sammelblatt. Nach einer kurzen Fahrzeugkontrolle wurden wir zum Ausgang gewiesen und von einem Deutsch sprechenden Zöllner in der Mongolei willkommen geheissen.

 

Wir wurden oft vor den Strassen in der Mongolei gewarnt, schon manch einer zerstörte sein Fahrzeug und noch fast jeder kämpfte mit etlichen Reifenpannen. So fuhren wir überrascht und voller Zuversicht auf der gut asphaltierten Strasse los. Doch die erste Panne wartete nicht lange. Einen kurzen Moment nicht aufgepasst und wir rasten mit voller Geschwindigkeit über einen dieser wirklich mühsamen Speedbumper. Ein leises klappern am Unterboden liess uns das schlimmste erahnen. Doch unsere Energie hatte der Zoll schon komplett in Anspruch genommen, so suchten wir uns einen gemütlichen Schlafplatz, krochen in den Bus und liessen den Tag zu Ende gehen.

 

Am nächsten Morgen dann der Blick unter den Bus, schnell war die Geräuschquelle gefunden. Die Befestigungslasche des rechten Stossdämpfers ist gerissen. Zum Glück haben wir unsere alten aus dem Iran mitgenommen. Schnell tauschten wir diese aus und fuhren in die nächsten Stadt Darchan. In einer Strasse mit etlichen Garagen liessen wir uns von den hilfsbereiten Mongolen zu einem Schweisser leiten. Ohne ein Wort mit ihm zu wechseln war unser Stossdämpfer repariert und wir konnten unseren Besuch in der Stadt fortsetzten.
Unsere nächste Aufgabe, eine SIM-Karte kaufen, doch wo? So suchten wir die Post auf und erklärten den anwesenden mit Händen und Handy was genau wir benötigen, diese wiesen uns eine Strasse weiter zu Mobil-Com. Im Shop trafen wir auf ca 50 wartende Kunden und 10 geöffnete Schalter welche eine Nummer nach der anderen aufriefen. Also drückten wir blind auf dem Automaten herum bis wir eine Nummer in der Hand hielten. Wir beobachteten ca eine Stunde das Treiben im Shop, unsere Nummer schien noch in weiter Ferne. Wir nutzten die Gelegenheit als der Aufruf einer neuen Nummer nicht gehört wurde und setzten uns frech vor den Schalter. 10min später hatten wir unsere SIM-Karte im Telefon.

 

Neugierig überprüfte Ale ihre Nachrichten, denn ihre Familie hätte heute Morgen früh in Ulanbator eintreffen sollen. Die Schwester Jac ist in der Mongolei angekommen jedoch ohne Gepäck, die Eltern hängen noch in Moskau fest.

 

Am nächsten Morgen erreichte uns eine weitere Nachricht, die Eltern sind in der Nacht eingetroffen jedoch auch ohne Gepäck. Trotzdem machten wir uns auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt. Wir verliessen die asphaltierte Strasse und kämpften uns langsam über die 35km lange Piste zum Kloster Amarbayasgalant. Dort hiess es für uns nun warten, in der Hoffnung sie treffen Heute, vielleicht aber auch erst Morgen hier ein. Nach knapp 1,5 Stunden dann die Erlösung. Mit dem schwarzen Landcruiser brachte der Fahrer Ganbold die Deutsch sprechende Führerin Munkhtuya und Ale’s komplette Familie inklusive Gepäck zu uns. Die Freude über das Wiedersehen war riesig vor allem an diesem schönen Ort, unter diesen komplizierten Umständen.
Im nahe gelegenen Jurten Camp wurden wir dann mit etlichen Köstlichkeiten aus der Schweiz beschenkt. Auch unsere bestellten Ersatzteile waren mit im Gepäck und vieles Mehr. Für uns war es wie Weihnachten.
Am nächsten Morgen erhielten wir den ersten Einblick in den Glauben der Lamas. Die Skulpturen vor und im Tempel sollen die Gläubigen schützen, lediglich die Ungläubigen sehen in ihnen furchteinflössende Gesichter.
Nach dem Besuch des Klosters liessen wir unsere Gäste schneller weiterziehen während wir vorsichtig die Piste unter die Räder nahmen. Der Regen in der Nacht hinterliess an gewissen Stellen seine Spuren. Mit Sicherungsseil und Schaufel kämpften wir uns ohne weitere Probleme bis zur Strasse vor.

 

Am Abend, pünktlich zum Abendessen erreichten wir das Jurten Camp welches sich direkt vor dem Vulkan Uran Togoo befand. Um uns gegen die Kälte in der Nacht zu schützen, liessen wir auch an diesem Abend unsere Standheizung arbeiten, leider nicht lange. Die Störungsmeldung liess uns darauf schliessen, Falschluft über den Vergaser anzuziehen. Dieser Verdacht hing uns schon länger im Hinterkopf, deshalb haben wir in weiser Voraussicht den Absperrhahn schon lange bei uns im Gepäck. Während Ale’s Familie den Vulkan bestieg zogen wir weiter. Als die Sonne endlich ihre wärmende Kraft erreichte, machten wir eine Pause und bauten den Hahn ein, in der Hoffnung unsere Heizung am Abend wieder zu geniessen.

 

Gemeinsam genossen wir das köstliche Abendessen am Westufer des Chuwsgul See (es wurde sogar extra vegetarisch für uns gekocht). Bei eisigen Temperaturen welche der Wind durch jedes Stück Stoff drückte, kehrten wir mit grosser Hoffnung zum Bus zurück. Doch leider vergebens, unsere Heizung liess uns Wortwörtlich in der Kälte sitzen. Ale nutzte die Gelegenheit sich bei Jac im Zimmer ein letztes Mal so richtig aufzuwärmen bevor sie zu Ädu in den kalten Bus zurückkehrte.

 

Bevor wir uns am nächsten Tag um die Heizung kümmern konnten wechselten wir die Seeseite. Doch der knapp 40km lange Weg nahm viel Zeit in Anspruch. Abgesehen von den steilen und sandigen Abschnitten war das Überqueren von diverse Flüssen eine zeitaufwendige Sache. Nur weil wir ein Bergungsfahrzeug, den Landcruiser, dabei hätten, war es trotzdem nicht in unserem Sinne die Küche zu überschwemmen. So viel Zeit muss sein, um den besten Weg für den Bus zu finden. So erreichten wir unbeschadet nach 2 Stunden unseren Platz für die nächsten 2 Nächte.

 

Während Ale’s Familie mit den Pferden die Gegend erkundeten bauten wir zum zweiten Mal unsere Standheizung auseinander und befreiten diese von jeglichem verrussten Dreck. Nach getaner Arbeit genossen wir einen gemütlichen Nachmittag mit Blick auf den grössten Süsswasser See der Mongolei.

Als mit der Dunkelheit auch die Kälte unerträglich wurde, stand der grosse Test der Heizung bevor. Erfolgreich, doch noch immer skeptisch durften wir eine warme Nacht geniessen.

Den nächsten Tag verweilten wir mit zwei Bootsfahrten, eine mit Motor und eine ohne.

So machten wir uns gut erholt auf den 460km langen Weg bis zum Vulkan Chorgo Uul. Nach den ersten 120km auf gut asphaltierter Strasse trafen wir Ale’s Familie und nahmen gemeinsam die 180km lange Piste querfeldein in Angriff. Bald stellte sich heraus, wir brauchen mehr Zeit und vor allem die nötige Ruhe um die anspruchsvollen Passagen mit voller Konzentration zu meistern (deshalb gibt es leider kaum Fotos der richtig üblen Stellen). So trafen wir spät abends unbeschadet im Jurten Camp ein, von wo wir am nächsten Morgen, in Begleitung des Regens, den restlichen Weg unter die Räder nahmen. Uns war nun klar, vor welchen schlechten Strassen wir gewarnt wurden. Doch genau diese schreckliche Strecke schenkte uns unglaublich schöne und unberührte Einblicke in die mongolische Landschaft und deren Tiere. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 14km/h und einem Benzinverbrauch von 22l/100km erreichten wir ohne fremde Hilfe und extrem stolz auf unseren Bus die schöne asphaltierte Strasse. Nach einem kurzen Schneegestöber auf dem Pass Solongotyn Dawaa (2500müM) standen wir endlich vor unserem Ziel, dem Weissen See mit dem Vulkan Chorgo. Doch die Dunkelheit der Nacht verwehrte uns deren Anblick, worauf wir uns den Weg zum abgelegenen Jurten Camp ersparten.

 

Nach einem kurzen Spaziergang auf dem Vulkan und einer heissen Tasse Yakmilchtee zog es uns weiter in Richtung Osten, zu einer heissen Quelle. Doch auch dieses Ziel war nur über eine sandige Piste zu erreichen. So hiess es erneut den Bus Offroad tauglich machen, Luft aus den Reifen lassen und alle Öffnungen zum Innenraum gut abdichten. Je mehr wir uns über diese Pisten fortbewegten desto höher wurde der Spassfaktor.

 

Im Camp wurden wir schon Sehnsüchtig erwartet. Da unsere Heizung mit der Reinigung leider nicht ganz zufrieden war, uns deshalb in der Nacht zuvor wieder frieren liess, waren wir sehr froh über die gastfreundlichen Campbesitzer welche uns einen Stromanschluss zur Verfügung stellten. Am nächsten Morgen besuchten wir eine Nomadenfamilie in der Nähe. Diese liess uns den selbstgebrannten Milchschnaps (Nirmel) verkosten. Auch Airag (fermentierte Stutenmilch) und Aarul (getrockneten Quark) wurde uns serviert. Milch spielt in diesem Land eine extrem wichtige Rolle. Nicht nur in der Küche auch im Glauben. So opferte Munkhtuya jeden Morgen Milch für eine sichere Weiterfahrt.
Wir erhielten bei diversen Begegnungen mit Nomaden den Eindruck, die Mongolei riecht grundsätzlich wie eine Käserei, bis hin zu den Menschen.

 

Nach einem lustigen Bad mit den Damen des Camps im heissen Quellwasser verliessen wir das Tal und suchten uns den Weg zurück ins Dorf. Doch der Weg am Fluss entlang lud uns ein eine längere Pause zu machen. So verweilten wir den Nachmittag zwischen den weidenden Schafen und Ziegen bevor wir uns weiter nach Charchorin aufmachten.  

 

In Charchorin stand uns der Besuch des ältesten Klosters der Mongolei, Erdene Zuu bevor. Dieses wurde auf den Ruinen der ehemaligen Hauptstadt des mongolischen Reiches Karakorum errichtet. Im nahe gelegenen Museum liessen wir uns die Geschichte der Mongolei und somit auch diese ihres bekanntesten Mannes Dschingis Khan erläutern.

 

Durch die kleine Gobi führte uns der Weg in den National Park Chustajn Nuruu. Sogar die Wildpferde zeigten sich uns bei ihrem abendlichen Spaziergang im Tal. Doch nun hiess es, zurück in die grosse Stadt Ulanbator, denn der Abschied unserer Gäste lag kurz bevor.

In Ulanbator nutzten wir die restliche Zeit um uns einige Souvenirs zu kaufen und trafen uns mit dem Reiseveranstalter zum Mittagessen. Ganbold und Munkhtuya erzählten ihm von unseren weiteren Plänen und dem bevorstehenden grossen Service. Ohne lange zu zögern bot er uns sofort seine Hilfe an, um einen geeigneten Platz für uns zu finden.
Den letzten Abend genossen wir alle gemeinsam im luxuriösen Hotel Blue Sky bevor wir uns endgültig verabschieden mussten. Während Ale’s Familie morgens um 5:00 Uhr in der früh abgeholt wurde, schliefen wir auf dem Parkplatz vor dem Hotel weiter.

 

Nicht nur für Ale’s Familie beginnt nun wieder der Alltag, auch bei uns ist nun Schluss mit der Mongolei auf dem Präsentierteller. Dies heisst, wieder selber Abendessen kochen, den Schlafplatz täglich neu suchen und bei Problemen sich mit Händen und Füssen durchfragen. Doch wir freuen uns sehr auf die selbständige Entdeckung der nächsten 2 Wochen.

 


Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Schaeg (Dienstag, 25 September 2018 19:36)

    Wahnsinn was mer alles zämme erläbt hend. Danke Ale und Adu für dä schöne knackige Überblick vo denä zwei Wucha. I han so freud ka, alles woni erscht grad erläbt han, nomol zämmegfasst zbecho. Unglaublich wie wit wäg eim so erläbnis noch numa grad einere wucha scho wieder chönd vorko. Schribe und fotana verlängeret d’erinnerig. Danka �

  • #2

    Zio e zia (Mittwoch, 10 Oktober 2018 01:12)

    Sempre bello e interessante a leggere le vostre avventure!