Dort wo der Pfeffer wächst

So hiess es für uns den Weg Richtung Süden antreten. Wir haben noch eine Woche Zeit um das Land zu durchqueren um erneut nach Thailand zu gelangen. Wir dürfen dort einen weiteren Besucher in Empfang nehmen.

 

Spät nachmittags informierten wir die neuen Bekannten aus Österreich (G-Trotter), wir würden das gemeinsame Ziel, den Kratersee im Westen des Landes, aus Zeitgründen auslassen müssen. Wie es doch der Zufall wollte sendeten sie uns ihren momentanen Standort, welcher sich unmittelbar von unserem Befand. Trotz der unglaublichen Insektenplage auf dem offenen Feld, direkt am Mekong, liessen wir nicht davon ab, gemeinsam einen gemütlichen Abend draussen zu geniessen.

Den nächsten Morgen starteten wir unter brütender Hitze der kambodschanischen Februars Sonne. Unter unserem Vorzelt fanden wir Vier Schatten, kühle Getränke und bequeme Stühle die uns vom Weiterfahren fern hielten. Als die Sonne ihre höchste Brennkraft entfachte beschlossen wir einstimmig, eine weitere Nacht zu bleiben. Die Anwohner haben uns alle schon freundlich willkommen geheissen und mit frischem Gemüse fürs gemeinsame Abendessen beschenkt.

Tags darauf fuhren wir frühzeitig los, um nicht nochmals ein müdes Opfer der heissen Sonne zu werden.

Die Strassen im Norden des Landes, haben unserem Bus ganz schön zugesetzt. Bei jeder kleinen Bodenwelle ertönt ein unangenehmes Geräusch. Obschon es gewisse Ähnlichkeiten mit dem Knacksen aus dem Iran hatte, war es dennoch nicht dasselbe. So kamen wir nur schleppend voran und gönnten stattdessen dem Bus eine reinigende Dusche und versuchten die Geräuschquelle zu eruieren, ohne Erfolg. Deshalb erreichten wir erst spät nachmittags die Hauptstadt Phnom Penh. Der Verkehr wurde zunehmend dichter und die Anzahl der Motorräder vervielfachte sich. Für uns war zuvor schon klar, Phnom Penh wird uns höchstens 2 Nächten in Anspruch nehmen. Als die Dunkelheit (Sonnenuntergang ca um 18.00 Uhr, viel zu früh) über uns hereinbrach und wir noch immer keine gute/sichere Schlafgelegenheit gefunden hatten, verkürzten wir den Besuch auf eine notwendige Nacht.

Trotzdem liessen wir den folgenden Morgen mit den Vorzügen einer Hauptstadt beginnen. Auf der Terrasse der Bäckerei «Tous les Jours» beobachteten wir das bunte treiben der Stadt und genossen ein feines Gipfeli zum Kaffee.

Durch den noch immer dichten Verkehr kämpften wir uns raus aus der Stadt. So ganz an der kambodschanischen Geschichte konnten und wollten wir uns nicht vorbei schleichen. Schon in Siem Reap, nutzte Ale die freie Zeit und liess sich durch die Worte von Loung Ung (Der weite Weg der Hoffnung) einen ersten Eindruck in die bedrückende Zeit von Pol Pot und der Roten Khmer geben. Diese noch junge Vergangenheit lässt in unseren Augen die eine oder andere Frage offen. So wie die Aufarbeitung und die momentane Position der ehemaligen Mitglieder der Roten Khmer.

Das bekannteste «Killing Field» im Süden der Stadt, zeigte uns mit seiner erdrückenden Führung die grausamen Tatsachen. Noch nach 40 Jahren drückt es regelmässig Knochen und Kleidungsstücke zurück auf die Erdoberfläche. Unfassbar war auch die Funktion des «Killing Tree», bei dem unzähligen Babys der Schädel zerschmettert wurde.

 Mit diesen traurigen Eindrücken, verliessen wir endgültig die Hauptstadt und folgten der Strasse Richtung Süden. Die Strasse nach Kampot entpuppte sich als eine riesige Baustelle. Während über 50km auf beiden Strassenseiten die Bagger tiefe Gruben in den Boden schlugen, standen dutzende Lastwagen auf der schmalen, noch vorhandenen Strasse bereit, um den Schutt abzutransportieren. Immer wieder wurden kleine Brücken über die Tiefe gezogen, sodass die Anwohner ihre Häuser erreichen konnten. Doch dem nicht genug! Wir standen noch inmitten der Baustelle als scheinbar die reguläre Arbeitszeit der grossen Farmen zu Ende ging. Vor den Eingangstoren, somit auf der Strasse, parkten dutzende Pick-up Taxis und luden entspannt die Menschenmengen auf. Auch die Essensmärkte waren zu dieser Zeit gut besucht, was ein durchkommen teilweise unmöglich machte. Leicht genervt vom dichten Verkehr, getrieben von der untergehenden Sonne, erreichten wir endlich den roten, staubigen Pfad Richtung «geheimer See».

Es gibt durchaus Momente in denen unsere Stimmung zu kippen droht, vor allem wenn es darum geht einen sicheren Schlafplatz zu finden. Doch diese labilen Momente sind oft völlig unbegründet, wie auch an diesem Abend.

 Die freundlichen Anwohner die uns mit wildem Winken und lauten Willkommensgrüssen hinterherriefen, liessen die Sorgen auf einen sicheren Platz sofort verschwinden. Die Silhouette der Umgebung und die vereinzelten Palmen welche vor dem roten Abendhimmel zu erkennen waren, trugen den Rest bei. Sie gaben uns das Gefühl ein weiteres Mal genau Jetzt und Hier am richtigen Ort zu sein.

So erreichten wir entspannt den Secret Lake und genossen die Ruhe, weit weg von Städten, Autos und deren Lärm.

Der einzige beunruhigende Lärm der noch immer in unseren Ohren nachhallte, war der vom klapperndem Bus. Also nutzten wir den folgenden Ruhetag um alle Schrauben am Fahrwerk nachzuziehen und die nötigen Stellen mit Fett zu versorgen.

Immer wieder hörten wir vom berühmten Pfeffer aus Kampot. Für einen Besuch auf deren Farm fehlte uns leider die Zeit. Trotzdem hielten wir unsere Augen offen um die Pflanzen zu entdecken. Als wir die Region zunehmend hinter uns liessen, realisierten wir erst welche Pflanzen nun der Pfeffer waren. Schon öfters sahen wir Dinge unterwegs wozu wir die Erklärung erst viel später erhielten.

 

So durchquerten wir die hügelige Landschaft im Südwesten des Landes und erreichten den Ort Koh Kong.

 

Die letzten Tage genossen wir auf der unbekannten kleinen Insel Mondol Seima. Während wir Tagsüber die letzten Vorbereitungen für den bevorstehenden Grenzübertritt erledigten, genossen wir den Abend am Strand und warteten auf die leuchtenden Wellen. Was genau in den brechenden Wellen zu leuchten begann, konnte uns jedoch keiner so erklären, dass wir es auch verstanden. Es scheinen Mikroorganismen zu sein, welche bei Berührung zu leuchten beginnen. Auf jeden Fall war es ein einzigartiger und doch unwirklicher Anblick.

 

Nach dem Besuch der extrem unterschiedlichen Länder Laos und Thailand waren wir sehr gespannt, was uns in Kambodscha erwarten wird. Kambodscha zeigte sich uns als einen Mix zwischen den beiden vorangegangen Länder. Während in den Städten alles auf die Karte Tourismus gesetzt wird, wurden wir im Umland als Fremde gemustert. Die Menschen sind sehr zurückhaltend und beobachten gerne die unbekannte Situation aus sicherer Distanz. Durch die schlechten Englischkenntnisse auf dem Land, war es auch kaum möglich mit den Anwohnern ins Gespräch zu kommen. Trotzdem füllten wir uns immer willkommen. Auch die Warnungen über das Wildcampen haben sich bei uns nie bestätigt.
Die Infrastruktur ist zwar vorhanden doch befindet sie sich definitiv in einem ungepflegten Zustand. Der Kontrast zwischen Land und Stadt empfanden wir in keinem anderen Land so extrem wie hier. In Phnom Penh blieb kaum ein Wunsch unerfüllt während auf dem Land die Menschen in kleinen Bambushütten lebten. Die Landschaft scheint verzweifelt bewirtschaftet zu werden doch ob der Ertrag sich auszahlt wagen wir zu bezweifeln.
Über das Essen in Kambodscha können wir nicht viel sagen, zu selten liessen wir uns an den Strassenständen verköstigen. Was wir jedoch feststellten, im Gegensatz zu Thailand, werden die Gerichte hier vor allem mit ihrem beliebten Pfeffer geschärft und der scharfe Chili hat hier stark an Bedeutung verloren. Durch den grossen Einfluss der chinesischen Firmen wird sich dieses Land wohl in den nächsten Jahren sehr verändern. Wir sind gespannt in welche Richtung.

 


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